Langenfeld/Monheim Holpriger Start fürs Lernen daheim

Langenfeld/Monheim. · Schulen und Kitas sind geschlossen. Die Stadt Langenfeld will die Gebühren erstatten.

 Die Schulen sind zu, deshalb wird ab jetzt zu Hause gelernt. Zumindest dort, wo es die technischen Voraussetzungen zulassen.

Die Schulen sind zu, deshalb wird ab jetzt zu Hause gelernt. Zumindest dort, wo es die technischen Voraussetzungen zulassen.

Foto: dpa/Ulrich Perrey

Eine Lehrerin des Otto-Hahn-Gymnasiums in Monheim hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Das hat der Kreis Mettmann gestern bestätigt. „Glücklicherweise fiel diese Nachricht mit dem Beschluss zusammen, ab Montag ohnehin alle Schulen zu schließen“, sagt Pressesprecherin Daniela Hitzemann. „Die gut 70 Schüler, die mit der Lehrerin in Kontakt waren, stehen nun unter Beobachtung, sie müssen gucken, ob sie Krankheitssymptome entwickeln.“ Sie zählen noch nicht zu den begründeten Verdachtsfällen.

Nachdem das Gymnasium am Freitag angekündigt hatte, dass dank der vorbildlichen digitalen Ausstattung ab Montag digital nach Stundenplan über Tablet und IServ unterrichten werde, hieß es am Montagmorgen, dass es Probleme mit dem Schulnetzwerk gebe. Deshalb hieß es auf der Homepage: „Genießt die Zeit ohne Aufgaben.“

Die Stadt Langenfeld verweist indes auf eine Leitlinie des Gesundheitsministeriums, um diejenigen Berufsgruppen zu benennen, die in kritischen Infrastrukturen tätig sind. Sie haben einen Anspruch auf eine Notbetreuung ihrer Kinder in den ansonsten geschlossenen Kitas und Schulen. Für Montag und Dienstag gilt eine ­Übergangsfrist.

Nur etwa zehn Schüler haben am Montag das Betreuungsangebot in Anspruch genommen, berichtet Dr. Stephan Wippermann-Janda, Leiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums. Die Lehrer nutzten jetzt die Lernplattform Moodle, über die den Schülern auch zu Hause Lerninhalte, wie Lernvideos, Texte oder Bilder zur Verfügung gestellt werden können. „Zwei Kollegen bilden derzeit Anfänger und Fortgeschrittene in dieser Software fort“, berichtet Wippermann-Janda. Er habe zwar irgendwann mit Schulschließungen gerechnet, aber man sei dann doch von der Dynamik überrollt worden.

Abiturienten sind enttäuscht über abruptes Ende ihrer Schulzeit

Immerhin hätten die Abiturienten ihre Vorklausuren schreiben können. Man müsse jetzt eine Regelung treffen, wie sie an ihre korrigierten Klausuren gelangen könnten. Die Schüler seines Leistungskurses Englisch könnten per E-Mail noch ausstehende Referate einreichen oder Übungsaufgaben abrufen. Die Abiturienten, die sehr viel Herzblut in die Vorbereitung von Motto-Woche und Abi-Gag gesteckt hätten, seien natürlich sehr enttäuscht, dass das Ende ihrer Schulzeit so abrupt ausfiel. „Wir hätten aber den Abi-Gag ohnehin reduziert, schließlich gibt es an der Schule auch einige schutzbedürftige ältere Lehrer. Die Jugendlichen sind wenig in Sorge, sich zu infizieren“, sagt der Schulleiter. Er sei froh, dass er nicht der Spaßverderber sein muss.

In der Kita St. Paulus ist am Montag nicht ein einziges Kind abgegeben worden. Die stellvertretende Leiterin Britta Fecker hofft, dass nicht kurzfristig Großeltern in der Betreuung einspringen mussten. „Das wäre kontraproduktiv.“ Dennoch fragt sie sich, wie ihre Eltern, die zu 98 Prozent beide berufstätig seien, die lange Schließungszeit überbrücken sollen. Die Erzieherinnen widmeten sich nun der Pflege des Materials und bringen die Bildungsdokumentationsordner auf den neuesten Stand.

Auch im DRK-Familienzentrum Glühwürmchen nutzten die Erzieherinnen die kinderlose Phase, um Gruppenräume und Spielzeug zu reinigen. Leiterin Anika Wittkopp wirbt dafür, die hinzugewonnene Zeit als Geschenk anzusehen. „Jetzt können die Eltern Zeit mit ihren Kindern verbringen. Man muss keine Termine wahrnehmen, weil eh alles zu ist.“ Sie gehe einfach mit ihrem Sohn in den Wald.

Die Lenkungsgruppe der Stadt Langenfeld hat auch die häufig gestellte Frage nach der Erstattung von Gebühren für nicht erbrachte Leistungen in den Kitas, der Ogata, der VHS und der Musikschule erörtert. „Wir werden ab sofort keine Kitagebühren mehr einziehen und prüfen gerade eine unkomplizierte Lösung, wie wir bereits gezahlte Beiträge und Gebühren zurückerstatten“, sagt Bürgermeister Frank Schneider zu.

Nicht vereinbar mit den Versuchen, die Pandemie einzudämmen, ist das Freizeitverhalten vieler Kinder und Jugendliche. Am Montag trafen sich laut Stadtsprecher Andreas Voss auf städtischen Sportanlagen und im Freizeitpark größere Gruppen, auch auf Schulhöfen. Die Stadtverwaltung bittet nochmals eindringlich, sich an die ausgerufene Zurückhaltung und den größtmöglichen Verzicht auf soziale Kontakte zu halten. Ab sofort sei auch der Freizeitpark Langfort geschlossen.

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