Langenfeld: Realschüler mit Bohrlizenz

In seinem ersten Jahr als Schulleiter hat Heiko Mavius schon viel Neues angestoßen.

Langenfeld. "Es sind immer wieder technische Betriebe, die sich Realschüler als Auszubildende wünschen, aber keine kriegen", sagt Heiko Mavius.

Für ihn liegt der Grund für die Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot auf der Hand. Es gebe noch zu wenige Realschulen, die ein handwerklich-technisches Grundverständnis vermitteln. "Viele Abgänger haben noch nie eine Feile oder Säge in der Hand gehabt", sagt der 51-Jährige.

Die Johann-Gutenberg-Schule bildete da bis zum Schuljahr 2008/2009 keine Ausnahme. Doch seit August ’08 sind an der Fröbelstraße 16 Schüler im Fach Technik mit Feuereifer dabei. Die Siebtklässler müssen ihr Wahlpflichtfach bis zum Abgang durchziehen, inklusive Klassenarbeiten. Mit Heiko Mavius war im Februar vergangenen Jahres ein neuer Schulleiter gekommen, der Technik, Sozialwissenschaften und Physik unterrichtet.

Beim Tag der offenen Tür konnte seine Gruppe schon Eltern und Viertklässler mit Fertigkeiten der Holz- und Metallverarbeitung beeindrucken. Allerdings war Politikern beim Besuch auch aufgefallen, unter welch provisorischen Bedingungen die Schüler in dem 48 Quadratmeter großen Technikraum arbeiten.

"Den Start hat unser Förderverein mit 2000 Euro ermöglicht", sagt der Schulleiter. An Maschinen wie Standbohrer und Stichsäge fehle es ebenso noch wie an Werkbänken und Schränken fürs Material. Doch mit den 30 000 Euro, die auf einstimmiges Anraten des Schulaussschusses die Stadt zu Verfügung stellen wird, dürften die professionellen Unterrichtsbedingungen noch 2009 Realität werden.

Worauf Jugendliche vorbereitet werden müssen, damit sie einen Ausbildungsplatz im Handwerk oder der Industrie ergattern, damit kennt sich Mavius aus. "Ich habe das Fach Technik über zwölf Jahre an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule aufgebaut. Danach war ich fünf Jahre lang bei Henkel tätig, habe dort ein Förderprojekt für Schüler ohne Abschluss geleitet und später als psychologischer Assistent die Betriebsführung bei der Auswahl von Azubis beraten", sagt er. Aber letztlich sei seine Lebensperspektive doch voll auf Lehrer ausgerichtet gewesen, erklärt Mavius die Rückkehr in den Schuldienst.

Weitere Neuerungen hat der Rektor angestoßen. "Es gibt jetzt einen Informatikkurs. Den Raum konnten wir mit Hilfe der Stadt von 15 auf 18 PC-Plätze erweitern. Alle 580 Schüler sollen davon profitieren. Die Internetrecherche ist heute obligatorisch", sagt Heiko Mavius. Neu ist auch seit August das Tutorensystem. Der Initiator: "Freiwillige aus der 10 geben je fünf Schülern aus den 5. und 6. Klassen Nachhilfe. Davon haben auch die Älteren etwas mit Blick auf die Persönlichkeit."

2009 besteht die Gutenberg-Schule 100 Jahre. Das wird am 6. Juni gefeiert. Für das Jubiläumsjahr reifen neue Pläne. Mavius: "Das künstlerisch-musische Angebot wollen wir mit dem Verein Interaktiv und der Musikschule ausbauen. Mit den Schülern soll ein neues Nutzungskonzept für den derzeit zu beengten Schulhof entwickelt werden."

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