Bei den Schülern hagelte es viele Absagen Schulpraktika schwer zu bekommen

Langenfeld · Neuntklässler, die ein Betriebspraktikum absolvieren sollen, haben es schwer,  einen Platz zu finden.

 Schüler-Betriebspraktika unter Corona: Die Prisma-Schüler Lena und Raphael (v. li.) hatten Glück.

Schüler-Betriebspraktika unter Corona: Die Prisma-Schüler Lena und Raphael (v. li.) hatten Glück.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Neuntklässler Lena und Raphael von der Prismaschule gehören zu den wenigen Glücklichen, die vor den Weihnachtsferien noch ihr Praktikum dort absolvieren durften, wo sie es sich gewünscht hatten. Raphael blickte für drei Wochen hinter die Kulissen der Sparkassenfiliale in Richrath und schaute den Bankmitarbeitern im Kundenservice über die Schulter. „Ich habe mich schon immer für diesen Beruf interessiert, weil ich Geld ganz gerne mag“, sagt der Neuntklässler und lacht.

Ähnlich erging es auch Lena (14). Sie erlebte während ihres dreiwöchigen Praktikums den Arbeitsalltag im Immobilienmanagement und kehrt nun hoch motiviert in die Schule zurück. „Meine Mutter und die Frau meines Vaters arbeiten beide in diesem Bereich und ich fand es schon immer interessant. Durch einen Bekannten habe ich dann zum Glück das Praktikum bekommen und fand es sehr gut.“ Möglicherweise wird sie sich dahingehend orientieren. „Zumindest weiß man jetzt, wofür man die Schulbank drücken muss“, sagt die 14-Jährige überzeugt.

Elona wollte ins Architekturbüro und Ali zum Fitnessstudio

Diese Motivation ist bei Elona erfreulicherweise intrinsisch, denn das Praktikum hat ihr persönlich wenig gebracht: „Ich interessiere mich für Architektur und wollte eigentlich ein Praktikum in einem Architekturbüro machen, aber das war unmöglich“, sagt die 15-Jährige enttäuscht. Zahlreiche Absagen habe sie kassiert und trotzdem bis zum Schluss gehofft, doch noch ihr Traumpraktikum absolvieren zu können. Am Ende stand sie fast ohne Praktikum da und fand dank einer Freundin ihrer Mutter ein Praktikum in einer Boutique für Frauenmode. Immerhin etwas, dachte sich Elona, denn drei Wochen in der Schule versauern wollte sie auch nicht.

Ali (15) musste aufgrund mangelnder Alternativen ein Praktikum bei einem Pflegedienst absolvieren. „Ich wollte eigentlich für drei Wochen in einem Fitnessstudio mitarbeiten, wurde eigentlich auch angenommen, habe aber dann eine Woche vorher wegen der Pandemie eine Absage bekommen“, berichtet er. In der Not um eine Stelle fragte die Mutter an ihrem Arbeitsplatz nach und so durfte Ali in den Alltag des derzeit Pflegeberufs hineinschauen.

Einen beruflichen Perspektivwechsel habe diese Erfahrung nicht gebracht. „Ganz genau weiß ich noch nicht, was ich später machen will. Aber in die Pflege werde ich sicher nicht gehen. Es ist wirklich sehr anstrengend.“ Eine gute Erkenntnis hatte das Praktikum immerhin: „Ich verstehe meine Mutter jetzt ein bisschen besser, wenn sie kaputt von der Arbeit nach Hause kommt.“

Klassenlehrerin Vanessa Holin empfand die Betreuung der Praktikanten in diesem Schuljahr besonders anstrengend: „Wir waren diesmal wirklich sehr hinterher, haben ständig bei den Schülern nachgefragt, ob sie einen Platz gefunden haben und gemeinsam mit den Eltern und unsere Ausbildungspaten mehr als bei anderen Jahrgängen dabei geholfen, Firmen rauszusuchen, anzurufen und anzuschreiben“, skizziert die Pädagogin das schwere Prozedere unter der Pandemie. „Es war wirklich viel Arbeit. Sie haben viele Absagen bekommen.“ Das Betriebspraktikum aufgrund von Schwierigkeiten einfach ausfallen zu lassen, betont Holin, sei für die Prismaschule nie eine Option gewesen. Dafür sei es viel zu wichtig.

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