Langenfeld „Gut Hecke“ im Puppenformat

Langenfeld. · Ein Artikel aus der Bergisch-Gladbacher Zeitung von 1907 hat den Anstoß zum Modell von „Haus Hecke“ gegeben und interessante Bezüge aufgezeigt.

 Museumsmitarbeiterin Silke Klaas zeigt die Puppenhausversion von „Gut Hecke“.

Museumsmitarbeiterin Silke Klaas zeigt die Puppenhausversion von „Gut Hecke“.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Wer aus dem Süden kommend nach Langenfeld fährt, kommt daran vorbei: „Gut Hecke“, eines der ältesten und schmucksten Häuser der Stadt. Es steht unter Denkmalschutz und ist 303 Jahre alt. Napoleon, so erzählt man sich, soll auf dem Hof sogar schon übernachtet haben. Denn das Anwesen liegt „verkehrsgünstig“, an der alten B 8. Jetzt ist dieses Haus im Miniaturformat im Langenfelder Stadtmuseum angekommen und wird von den Mitarbeitern mit Begeisterung „eingerichtet“.

„Als uns das Angebot aus Berlin erreichte, dieses Modell in unser Museum aufzunehmen, waren wir erst skeptisch. Eine Puppenstube“, erinnert sich Museums-Chefin Dr. Hella-Sabrina Lange. Doch dann entpuppte sich das Stück und seine dazugehörige Geschichte als interessantes Zeitzeugnis. „Die obere Etage ist noch nicht komplett wieder eingerichtet“, sagt Silke Klaas vom Stadtmuseum. „Vermutlich wird es in der nächsten Woche fertig.“

Die Vorgeschichte ist kompliziert und lang. Im Sommer 2019 erreicht das Stadtmuseum Langenfeld ein Anruf aus Berlin. Das selbst gebaute Puppenhaus wird der Sammlung zur Übernahme angeboten. Man habe das Elternhaus aufgelöst, heißt es aus Berlin. Das Modell ist den Kindern von Klaus und Inge Neidhardt zu schade, um es einfach zu entsorgen. Erste Fotos, die als E-Mail in Langenfeld ankommen, überzeugen das Team. „Schon auf den Fotos wird offensichtlich, wie viel Akribie und Liebe zum Detail in den Bau des Hauses eingeflossen ist. Es handelt sich um die exakte Nachbildung eines der ältesten Häuser auf Langenfelder Stadtgebiet: Dem denkmalgeschützten Bauernhaus Gut Hecke in Reusrath.“ Silke Klaas vom Stadtmuseum ist begeistert, richtet gerade das Modell ein und fasst die Geschichte dazu zusammen, die dann auf Schautafeln zu lesen sein wird.

„Wir werden das Modell im Veranstaltungsraum ausstellen“, ergänzt Silke Klaas, „zumindest so lange es noch keine Veranstaltungen dort gibt.“ Platziert wird es auf zwei Tischen. Das Haus ist etwa 1,80 mal 1,20 Meter groß und etwa 1,20/1,30 Meter hoch. Kein Stübchen also. „Es ist auch mit Elektrizität ausgestattet.“

Dafür hat Klaus Neidhardt, ein ausgebildeter Ingenieur, gesorgt. Gemeinsam mit seiner Frau Inge, die die Gestaltung übernommen hat, hat er das Haus nachgebaut. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1907 hat das Ehepaar auf eine Puppenstube aufmerksam gemacht, die „Gut Hecke“ zum Vorbild hatte. Und hat vor allem den Hinweis auf die Gestalterin des Puppenhauses geliefert, auf Klara Lenz, Großmutter von Klaus Neidhardt. Die Idee zur Entstehung der neuen Puppenstube reicht also weit zurück, in das Leben von Klara Lenz und ihrer Familie. 1904 gingen Fritz und Klara Lenz (Großeltern von Klaus Neidhardt) mit ihren drei Töchtern von Danzig nach Bergisch Gladbach. Fritz Lenz arbeitet als Leiter der Gärtnerei für Maria Zanders (Papierfabrik Zanders in Bergisch Gladbach). Beide Familien verband eine innige Freundschaft, die Klara Lenz bis ins hohe Alter gepflegt hat. Vermutlich sei es Klara Lenz gewesen, die die Idee hatte, für die Zandertöchter ein Puppenhaus zu bauen, das „Gut Hecke“ glich, vermutet der Sohn der Neidhardts. Als seine Eltern erfuhren, dass es dieses Haus noch gibt, haben sie es besucht und nachgebaut – von 2004 bis 2007.

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