Langenfeld/Monheim Handwerk Handwerker sind stark ausgelastet

Langenfeld/Monheim · Peter Rohmert aus Langenfeld findet laut eigenen Angaben weder Mitarbeiter noch einen Nachfolger. Der Fachkräftemangel sorgt bei ihm für ein volles Auftragsbuch.

 Peter Rohmert aus Langenfeld kann sich die Kunden aussuchen.

Peter Rohmert aus Langenfeld kann sich die Kunden aussuchen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

. Viele kennen die Alltags-Situationen, plötzlich streikt die Heizung, mal soll renoviert oder endlich der Garten beleuchtet werden. Wer – unabhängig vom Gewerk – fachmännische Hilfe braucht, sucht oft lange, manchmal vergeblich. „Die Entwicklung verläuft in Zyklen“, erinnert Michael Bier, Justiziar bei der Dachorganisation Handwerk NRW in Düsseldorf, an Zeiten, in denen die Handwerker von Auftraggebern „preislich gepresst wurden“. Jetzt habe sich die Auftragsreichweite (Auftragsbestand) insgesamt verbessert. Nun wird sicher mancher Handwerker zwischen Stamm- und Neukunden differenzieren.

Eigentlich wollte er es in 2020 ruhiger angehen. „Jetzt habe ich Aufträge mindestens bis April“, bestätigt Elektromeister Peter Rohmert die Marktsituation. Der 63-jährige Ur-Langenfelder, seit 1983 selbstständig, findet weder Mitarbeiter noch einen Nachfolger.

Malermeister Stefan Effertz, hat inzwischen im Internet Links deaktiviert, mit denen Angebote erfragt werden können, weil er und sein Team ausgelastet sind. „Es fehlen geeignete Lehrlinge“, auch ausländische Hilfskräfte sind rar gesät. „Die Polen gehen inzwischen nach England, weil sie dort mehr verdienen“, so Effertz.

Im Fachkräftemangel sieht auch Torben Viehl, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mettmann, das größte Problem. „Handwerk hat bei vielen Eltern noch immer einen schlechten Ruf, da wird statt Lehre eher noch eine weitere Runde auf der Schule gedreht“. Die Handwerker ihrerseits klagen unisono über zu viele ausbildungsunwillige und -unfähige Lehrlinge. Viehl weiß, dass sich die Handwerker in vielen Branchen aktuell die Kunden aussuchen können. Wenige Chancen auf handwerklichen Beistand haben nach seiner Ansicht potentielle Kunden, die vom alten Motto „Geiz ist geil“ geleitet sind und lange feilschen wollen.

Bei der Kunden-Auswahl wissen die Handwerker zu differenzieren

Rohmert kennt solche Schlauberger. „Nach der aufgrund eines Angebots erfolgten Auftragserteilung wollen die noch vor Arbeitsbeginn nachverhandeln.“ Ein Installateur-Meister aus Langenfeld erzählt von
Kunden, die vereinbarte Festpreise in Frage stellen, wenn der Handwerker einen Tag schneller als geplant seine Arbeit beendet hat. Bei der Kunden-Auswahl wissen die Handwerker zu differenzieren. Wenig beliebt auch Bauträger (Preisdruck, Zahlungsdauer), öffentliche Auftraggeber (Ausschreibungsverfahren), oder „durch Internet-Halbwissen geprägte Kunden, die nur Teilleistungen erfragen, weil sie den Rest online kaufen wollen“. Wechselseitig zufriedene Kunden und Handwerker sind immer noch in der Überzahl. Die Lösung kennt Johannes Sühs, gelernter Bauingenieur und Seniorchef der Wasserski-Anlage „Ich verhandle nicht über Preise, zahle sofort ohne Abzüge und habe keine Probleme, sofort den richtigen Handwerker zu finden“.

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