Langenfeld: Helfen, bevor es zu spät ist

Damit sie frühzeitig erkennen, wenn ein Kind in Gefahr ist, wurden Kita-Leiterinnen zu Kinderschutzfachkräften ausgebildet. Sie schreiten ein, bevor es das Jugendamt tut.

Langenfeld. Woran erkennt man, dass ein Kind in Gefahr ist? Welche Stellen müssen wann eingeschaltet werden? Diese Fragen beschäftigen alle Menschen, die beruflich mit Kindern zu tun haben. Um Kindesverwahrlosung oder Misshandlung in Langenfeld zu verhindern, wurden jetzt 20 Erzieherinnen vom Deutschen Kinderschutzbund zu Kinderschutzfachkräften ausgebildet.

Dahinter steckt Paragraph 8a des Sozialgesetzbuches. Dieser Kinderschutzparagraph wurde vor fünf Jahren eingeführt und soll Kindertagesstätten, Schulen, Ärzte, Polizei und Jugendhilfe vernetzen, um frühzeitig zu erkennen, wenn ein Kind in Gefahr ist.

"Früher hatte nur das Jugendamt den Schutzauftrag für die Kinder. Dieser wurde durch den neuen Paragraphen auf die freien Träger ausgeweitet. Die Kindertagesstätten brauchen nun eine Kinderschutzfachkraft", erläutert Ausbilderin Britta Discher.

So kann vermieden werden, dass auf unbegründeten Verdacht hin die Behörden eingeschaltet werden. "Ein Vorteil ist, dass sich erst einmal die Erzieherinnen mit der Familie in Verbindung setzen. Zwischen ihnen besteht ein größeres Vertrauensverhältnis. Und es besteht nicht sofort die Angst, das Kind zu verlieren", so die Kursleiterin. Erst wenn dieses Gespräch fehlschlägt, wird das Jugendamt eingeschaltet.

Ulrike Blick hat die Einladung der Stadt angenommen und darf sich jetzt Kinderschutzfachkraft nennen. "Ich finde es gut, dass alle Kindergärten eine gemeinsame Basis im Kinderschutz haben und wir Fachkräfte so nah zusammenarbeiten werden. So ein Austausch ist wirklich wichtig", sagte die Leiterin des Bewegungskindergartens Klettermaxe.

Mitgenommen vom Lehrgang haben die Frauen einen dicken Ordner voller Methoden, Handwerkszeugen und rechtlichen Grundlagen zum Thema. "Jetzt kennen wir die Richtlinien und können besser einschätzen, ob ein Kind gefährdet ist", so Ulrike Blick.

Auch ihren Kolleginnen aus dem Familienzentrum am Götscherweg sind schon problematische Fälle untergekommen, bei denen unklar war, ob ein Kind in Gefahr ist. "In diesen Fällen muss man wirklich genau hinsehen, mit der Familie sprechen und ein Gefühl dafür haben, was da wirklich los ist", berichten Stefanie Müller und Beatrice Bianco. Zusammen können sie jetzt ihre Kollegen beraten.

Viele Kommunen bilden nur wenige Kinderschutzfachkräfte aus, in Langenfeld solle breit gestreut werden. So plant es Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter Jugend, Schule und Sport. Die Fortbildung war ein freiwilliges Angebot der Stadt an die Einrichtungen. 20 Kitas haben teilgenommen, nur drei sagten ab.

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