Apotheken in Langenfeld Gefälschte Impfausweise im Umlauf

Langenfeld · Der Impfpass ist zu einem unerlässlichen Dokument avanciert. Er weckt Begehrlichkeiten und ruft Betrüger auf den Plan, die sich mit Bürgern, die sich nicht impfen lassen möchten, eine goldene Nase verdienen. Es drohen Strafen.

 Apothekerin Petra Schultz aus Langengfeld schaut genau hin, wenn es um den Impfpass geht. Sie sieht sofort, wenn etwas nicht stimmt.

Apothekerin Petra Schultz aus Langengfeld schaut genau hin, wenn es um den Impfpass geht. Sie sieht sofort, wenn etwas nicht stimmt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

. Davon gehört aber zum Glück noch nicht erlebt hat Apothekerin Anette Gawert, dass Kunden versuchen, ihren gefälschten Impfpass in den Apotheken des Landes zu digitalisieren. „Wir hatten zum Glück noch nicht das Problem, dafür aber ein technisches, wodurch wir auch für unsere Stammkunden keine Impfzertifikate ausstellen konnten“, erzählt die Inhaberin der Markt Apotheke in Langenfeld. Ein gefälschter Impfpass ist ihr noch nicht in die Finger gekommen, obwohl überall davor gewarnt wird. Als kleines Fachgeschäft habe sie es größtenteils mit Stammkunden zu tun und Ärzten, die sie ohnehin regelmäßig mit Medikamenten beliefert. „Ich denke, in Großstädten und Großapotheken werden es Betrüger häufiger versuchen. Hier in Langenfeld kennt man ja die meisten, sodass es auffällt, wenn jemand von außerhalb hier sein Impfzertifikat anfordert“, berichtet die Pharmazeutin. „Was wir aber durchaus erleben, sind Anfragen per E-Mail aus dem Ausland, aus Bulgarien, Rumänien und Russland, die von uns ein Impfzertifikat haben wollen. Aber das machen wir nicht“, betont Gawert.

E-Mails mit dubiosen
Anfragen treffen ein

Solche E-Mails haben auch Petra Schultz von der Hubertus Apotheke erreicht, die sie unkommentiert aus ihrem Postfach gelöscht hat. Auch die ein oder andere Fälschung hat sie in ihrer Apotheke in der Solinger Straße schon bemerkt. „Das kann man auf jeden Fall erkennen“, sagt sie überzeugt. „Gefälschte Impfpässe fallen direkt auf.“ Die Seiten im Impfheft seien häufig nicht richtig zusammengebunden, die angegebenen Impfabstände seien falsch oder auch die dokumentierten Impfstoffe fehlerhaft, zählt Schultz die typischen Merkmale auf. „Es wird viel am Deckblatt getrickst. Die im Heft angegebenen Impfungen sind zwar echt, aber das Dokument stammt von jemand anderes, sodass einfach das Deckblatt mit einem anderen Namen darauf ausgetauscht wird.“

Täglich mit Fälschungen konfrontiert werde sie zwar nicht, aber sie und ihre Mitarbeiter seien da schon sehr aufmerksam. „Ich würde sagen, dass uns aber nicht mehr als zehn ungewöhnliche Impfpässe aufgefallen sind“, stellt die Apothekerin klar. „Das ist der Vorteil einer Vor-Ort-Apotheke. Wir kennen unsere Kunden, die Impfärzte, und wissen, wenn irgendwo vielleicht tatsächlich kein Etikett eingeklebt und stattdessen handschriftlich der Impfstoff eingetragen wurde. Hier macht sich bezahlt, dass Langenfeld ein eher kleiner Ort ist, wo man die Leute und Ärzte kenn.“Impfzertifikate, betont Schultz, werden bei ihr, wie auch in den meisten anderen Apotheken nicht online verschickt oder bearbeitet. Wer seinen QR-Code für die App haben will, muss persönlich mit Impfpass und Ausweis vorstellig werden. „Wer von außerhalb zu uns kommt, den bitten wir, sein Impfzertifikat bei sich in der Nähe anzufordern“, erklärt Schultz. „Manchmal ist das vielleicht unfair und unbegründet, aber da gehen wir auf Nummer sicher.“

Konkrete Zahlen zu gefälschten Impfpässen, die in Langenfeld aufgefallen sind, konnte die Polizei im Kreis Mettmann bis Redaktionsschluss nicht nennen. Das Landeskriminalamt zählte bis Anfang Dezember rund 1041 erfasste Fälschungsdelikte, die zwischen April und November verübt wurden. 188 gefälschte Impfdokumente konnten sichergestellt werden.

Die Behörde warnt davor, Fotos von echten Impfpässen in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, auf denen Chargennummern der Impfstoffe zu erkennen sind. Diese nämlich nutzen Betrüger, um die gefälschten Impfpässe herzustellen und im Netz zu verkaufen. Wer solche Angebote entdeckt, sollte diese umgehend bei der Polizei und den Netzwerkbetreibern melden, rät das Landeskriminalamt (LKA) und warnt: „Nicht nur Täter begehen eine Straftat, sondern auch die Käufer. Wer einen solchen gefälschten Impfpass gebraucht, macht sich strafbar“, betont etwa LKA-Chef Ingo Wünsch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort