Langenfeld: Else Cremer freut sich auf ihr 100. Weihnachtsfest

Anno dazumal: Die WZ sprach mit zwei Langenfelder Seniorinnen über ihre Erinnerungen an das Fest der Kinderzeit.

Langenfeld. Unter den Erinnerungen, die ein Mensch in seinem Leben sammelt, sind einige, die leuchten wie die Sterne. Dahinter stecken auch unzählige kleine Weihnachtsgeschichten, wie sie jedes Jahr von Neuem geschrieben werden. Besonders viele dieser Erinnerungen konnten Else Cremer und Elisabeth Evertz sammeln. Else Cremer feierte dieses Jahr im CBT-Haus ihren 100.Geburtstag und darf nun ihr 100. Weihnachten erleben. Die gebürtige Monheimerin Elisabeth Evertz (85) ist seit 63 Jahren in Langenfeld zu Hause.

Beschert wurde bei der Familie von Else Cremer immer erst am Morgen des ersten Weihnachtstages, "Wir mussten dann den Abend vorher ganz früh ins Bett, und wenn morgens das Glöckchen klingelte, durften wir ins Wohnzimmer", sagt die gebürtige Haanerin. Die Geschenke seien dort vorher mit einem Laken abgedeckt worden. "Ich habe niemals vorher darunter geschaut. Erst, als das Laken weggezogen wurde, haben wir uns auf die Pakete gestürzt." Einmal habe ihr Vater für sie und die beiden Schwestern einen Schlitten gebaut, erzählt sie strahlend.

Doch gefeiert werden konnte nicht immer, das musste sie schon früh lernen. Als ihr Vater in den Ersten Weltkrieg ziehen musste, gab es erst mal kein Weihnachten für die Familie. "Unsere Mutter hatte genug damit zu tun, uns zu ernähren", so die Hundertjährige.

Den Beginn des Zweiten Weltkrieges erlebte sie mit ihrem Mann Karl und ihrer kleinen Tochter Marianne. Besonders getroffen wurde sie von der Mittellosigkeit kurz vor einem Kriegsweihnachtsfest. "Jedes Jahr konnten ein paar Kinder als Engelchen an der Christmesse teilnehmen", so Cremer. Doch obwohl Marianne gerne mitspielen wollte, durfte sie nicht. Sie habe kein weißes Kleidchen gehabt. Else war geschockt: "Nur weil wir kein Geld für ein weißes Kleidchen hatten? Ich bin zum Pfarrer gegangen und habe mich beschwert." Das sei doch nicht weihnachtlich, habe sie unter Tränen gesagt. Das Kleid nähte nachher die Schwiegermutter als Eigenkreation aus Stoffresten.

In den 1940er-Jahren war es auch für Elisabeth Evertz nicht leicht. "Damals war es schon etwas Besonderes, wenn die Großeltern etwas Wurst aus eigener Schlachtung beisteuern konnten", sagt die 85-jährige Richratherin. Die beiden Soldaten, die bei ihrer Familie wohnten, hätten sich in dieser schweren Zeit beliebt gemacht. "Die haben für uns Schokolade gesammelt und sie uns zu Weihnachten zugesteckt", erzählt Evertz lachend.

Die Jahre vor dem Krieg seien für sie unbeschwerter gewesen. Traditionell habe es an Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen gegeben. "Nach dem Essen hat dann das Glöckchen geklingelt, und wir bekamen jeder einen Teller mit Süßigkeiten", erinnert sie sich. Neben diesem Teller habe dann oft ihre Puppe im neuen Gewand gesessen. Wochen zuvor war diese jeweils auf mysteriöse Weise verschwunden. "Es war einfach alles viel gemütlicher als Dienstag. Es geht nur noch um die Geschenke. Wir haben uns früher über weniger gefreut", meint Evertz, die nicht fotografiert werden wollte.

Natürlich habe sie vor Weihnachten auch mal geguckt, wo die Geschenke versteckt waren. "Aber mein Mann Heinrich war viel schlimmer. Der hat ein Tischtennisspiel gefunden und sofort mit seinem Vater gespielt. Da war seine Mutter sauer!"

Gewünscht hat sich das Paar dieses Jahr nichts. "Wir haben alles, was wir brauchen", sagt Heinrich Evertz. Die beiden Wahl-Langenfelderinnen feiern wie jedes Jahr bei ihren Kindern. Sie freuen sich auf das Weihnachtsfest.

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