Langenfeld: Ein Dorf zelebriert den Karneval

14.Veedelszoch Bercheser Buure werfen Kohl statt Kamelle unters Volk. Herrscharen von Jecken lieben die urigste Form des Zugs.

Langenfeld. "Na ja de Pänz freue sich über Kamelle, aber dä Kappes kütt morje in de Pott", sagt die 42-jährige Langenfelderin Marita Brüser. Soeben hat sie einen Kohlkopf erwischt. Ihre Zwillinge machen sich unterdessen lieber über die Schokolade und das Kaugummi her, die es regnet.

Die Bercheser Buure werfen im Veedelszoch traditionell mit Gemüse. Ihr Wagen ist afrikanisch dekoriert. "Europa dat wor letztes Johr, wir fiere bald in Afrika" prangt als Schriftzug quer über dem Seitenteil. Bleibt zu hoffen, dass die Europa-Kritik aus Berghausen bei der richtigen Adresse ankommt.

Punkt 14.11 Uhr hat sich der 14. Zug durchs Dorf in Bewegung gesetzt. "Dat is ja dies Johr international hier", meint Rentner Willi Söbels (68) mit Blick auf die "Black Ladies". Als afrikanische Urwald-Schönheiten verkleidet gehen sie mit ihrem Handkarren den Berghausener Bauern voraus. Das Sportzentrum Berghausen schickt als Mexikaner verkleidete Jecken hinterher.

Großer Jubel empfängt das Langenfelder Prinzenpaar BennoI. und Birgit I. (Benno und Birgit Schollmeyer). Die Kinderprinzessin des Stadtteils, TamaraI., grüßt souverän das närrische Volk. Die zwölf Jahre alte Tamara Russo verteilt mit charmantem Lächeln und "Helau"-Rufen allerlei Süßes. Dabei greift sie mit beiden Händen zu und schmeißt großzügig Bonbons in die Menge.

Der Reiterhof Wolfhagen führt - wie könnte es auch anders sein - Ponys mit sich. Hier hagelt es Apfelsinen. Die Tiere nehmen´s trotz der Menschenmassen gelassen.

Der Wagen des Bercheser Dreigestirns setzt sich erst in Bewegung, als alle anderen Wagen an ihm vorbei gezogen sind. Aber dann hagelt es Gurken und Möhren, Apfelsinen, Weiß- und Grünkohl. Es heißt "Köpfe einziehen", wenn "Jungfrau Tilly", "Bauer Friedel" und "Prinz Richard I." das Ende des Veedelszochs verkünden. 22 teilnehmende Gruppen haben ihre Runde durch Berghausen gezogen.

"Das hat sich aber mal gelohnt", verkündet Till Schüller(11) stolz, als er seine volle Tasche mit den Kamelle betrachtet. "In manchen Zügen wird so wenig geworfen. Aber hier ist’s immer cool." Wenn das nicht für den urigen Berghausener Karneval spricht!

Nach knapp einer Stunde Zug ist mit dem Feiern nicht Schluss. Schon lange vor dem Start hatten sich Nachbarschaftsklübchen vor den Häusern gebildet. Mit den Bläck Föös von CD und an selbst gebauten Bierständen wird der Karneval verlängert. Bei der After-Veedelszoch-Party im Zelt wird beim SSV zu kölschen Tön bis in den späten Abend getanzt.

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