Langenfeld: Die Rache der Spielfiguren

Die Blinklicher verzaubern mehr als 500 Zuschauer bei der Premiere ihres neuen Stückes.

Langenfeld. Dass Spielsachen ein Kinderzimmer lebendig machen, daran zweifelt kein Kind. Aber ob Puppen ein Eigenleben haben, sobald diese allein gelassen werden, das ist eine ganz andere Frage. Mädchen und Jungen ab sechs Jahren, die das nicht glauben, sollten sich mit ihren Eltern das neue Stück der Kinder- und Jugendtheatergruppe "Die Blinklichter" anschauen. Bei den mehr als 500 Premieren-Zuschauern im ausverkauften Schauplatz kam das Stück "Die verwandelte Paula", bei dem verraten wird, was sich in einem unbeobachteten Moment im Zimmer alles abspielen kann, jedenfalls so gut an, dass es die 37 Darsteller zwischen elf und 19 Jahren nicht ohne zwei Zugaben von der Bühne ließ.

Ein riesengroßer Stuhl, ein knapp sechs Meter hohes Regal und ein überdimensioniertes Kasperletheater bilden das Herzstück der Kulisse. 40 Mütter und Väter von aktiven wie ehemaligen "Blinklichtern" haben in Bühnenbau, Schneiderei und Maske eine echte Meisterleistung vollbracht. Ausgetüftelt bis ins "kleinste" Detail: ob Würfel, Lokomotive oder Mikadostäbe, die das Regal bestücken. Auch das Kostümbild, für das Susanne Halbach verantwortlich ist, verzaubert: Die jungen Darsteller werden zu Spielsachen, die das Kinderzimmer bevölkern. Ein dicker Teddybär, ein kuschliger Hase, Barbiepuppen in Pink und Rosé, witzige Kasperle- und bunte Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Figuren.

Paula (Sarah Schulze Tenberge) ist ganz schön garstig zu ihrer kleinen Schwester Emmi (Natalie Haller) und zu ihren Spielsachen (Ensemble). Da weiß sich auch die Mutter (Melina Kahlert) oft keinen Rat mehr. Als Paula einfach den Schoko-Nikolaus (Mattias Engling) ihrer Schwester anknabbert, passiert Unglaubliches: Das Mädchen schrumpft und findet sich als Däumling im eigenen Zimmer wieder. Das ist die Chance für die von ihr zum Beispiel durch Haareabschneiden geschändeten Spielsachen, sich zu rächen. Doch der Nikolaus, der nicht weiter angebissen werden will, verwandelt sich zum Gentleman. Er schafft es, selbst die beiden Schwestern wieder miteinander zu versöhnen.

In der von Regisseurin Elisabeth Schafheutle zusammengestellten Mischung aus "Toy Story", "Alice im Wunderland" und "Der Lebkuchenmann" machen die Kinder und Jugendlichen vergessen, dass mit ihnen keine lebendigen Disneyfiguren auf den Brettern stehen. Das ist eine beachtliche Leistung.

Beeindruckend sind im Stück mit der Musik von Kai Dorenkamp auch die mit Saskia Hyner einstudierten Gesangssoli. Da klagt die ungeliebte Spinne (Franziska Schaefer) von ihrer Einsamkeit, und Pinoccio (Constantin Hochkeppel) erklärt, warum er nicht lügt. Geschichten zu erfinden, "ist doch auch ein Stück Magie?", fragt er in die Stille hinein. Das rührt zu Tränen. "Man muss nur zaubern können", beschreibt Pinocchio den Weg zurück ins wahre Leben mit dem Zauberstab auf dem viel zu hohen Regal. Den "Blinklichtern" ist im 30. Jahr ihres Bestehens ein zauberhaftes Stück gelungen. "Vor der Spinne hatte ich erst Angst, aber nachher hat die ja sogar geholfen", zeigte sich Sabrina (6) noch ganz gebannt. "Der Kasper ist super lustig", so Fabian (7).

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