Langenfeld: Alkohol ist Volksdroge

Die Awo stellte ihren Suchtbericht für 2009 vor. Die Zahlen der Klienten sind weitgehend konstant, Doch mehr Frauen suchen die Suchtberatung auf.

Langenfeld. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) des Kreises Mettmann hat im Jugendhilfeausschuss ihren Suchtbericht für das Jahr 2009 vorgelegt. Demnach sind die Zahlen der Klienten weitgehend stabil. 57 Langenfelder suchen derzeit regelmäßig die Drogenberatungsstellen auf. Damit liegt die Stadt ungefähr im bundesweiten Durchschnitt.

Hauptzielgruppe sind nach wie vor die Alkoholkranken. Mit 53,7 Prozent machen sie mit Abstand die größte Gruppe unter den Drogenabhängigen aus, was für Dieter Requadt, Bereichsleiter Suchtberatung bei der Awo, auch keine Überraschung ist: "Alkohol ist und bleibt die Volksdroge Nummer eins", sagt er und sieht dafür gleich mehrere Gründe. Zum einen sei Alkohol als legale Droge leichter zu bekommen als illegale, zum anderen ist er "quer durch alle Schichten gesellschaftlich akzeptiert".

Umso schwieriger sei es, dagegen vorzugehen. In Zeiten, in denen sich Politiker und andere Personen der Öffentlichkeit völlig selbstverständlich mit Alkohol ablichten lassen, sei es schwer, gerade jungen Leuten zu vermitteln, dass Alkohol eine ernstzunehmende Droge ist. Trotzdem gäbe es eine positive Entwicklung aus Sicht Requadts: "Die Mischung aus verschärften Gesetzen und Aufklärung hat erste Erfolge. Trotz der Diskussion um das viel zitierte Flatratesaufen gehen die Zahlen insgesamt runter."

Anders sieht das bei Cannabis aus. Dass die Konsumenten immer jünger seien, merkten auch die Beratungsstellen. "Mittlerweile melden sich schon 15-Jährige bei uns. Früher waren es eher die Eltern, heute sind es vermehrt die Jugendlichen selbst, die merken, dass sie Hilfe brauchen", sagt Requadt und nennt auch gleich den Grund: Durch die genetisch veränderten Züchtungen aus den Niederlanden sei das Suchtpotential bei Kiffern extrem gestiegen. Mit dem Gras, das viele Eltern aus den 1970er Jahren kennen, haben die neuen Sorten nichts mehr zu tun.

Weiter rückläufig, aber nicht zu unterschätzen sind die Zahlen bei harten Drogen. Zwar gäbe es keine klar zu lokalisierende Drogenszene wie in Düsseldorf oder Köln, aber auch in Langenfeld müsse man nur die "richtigen" Leute kennen, um alles zu bekommen. Durch den neuen Arbeitsbereich Betreutes Wohnen und die enge sowie gute Kooperation mit der LVR-Klinik, die mithilfe des Methadonprogramms Erfolge feiert, sind harte Drogen laut Requadt "bei uns nicht so das Thema". Eine Zahl allerdings, die weit höher ist als im Bundesdurchschnitt (30 Prozent), ist die der Frauen. Rund 40 Prozent der Langenfelder Klienten sind weiblich. Das liege jedoch auch an der spezifischen Frauenarbeit der Awo, die sehr gut angenommen werde.

Ob die Beratungsstellen aber auch in Zukunft derart intensiv arbeiten können, steht durch die Haushaltskürzungen in den Sternen. Requadt: "Die veränderten finanziellen Rahmenbedingungen bereiten mir Sorgen."

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