Lange Nacht der lauten Böller

Der mitternächtliche Verkauf von Feuerwerkskörpern bei der Firma Silag lief in diesem Jahr gesitteter ab. Sicherheitskräfte überwachten den Einlass.

Langenfeld. Es ist kurz nach Mitternacht. Männer mit leuchtend orangen Warnwesten und dem Wort „Security“ auf dem Rücken öffnen das rote Eisentor vor dem Silag-Gebäude. Die ersten 100 Menschen dürfen eintreten. Nach ihnen wird die Schleuse erst einmal wieder geschlossen. Wer jetzt einen Blick über die Schulter wirft, kann das Ende der Warteschlange bei bestem Willen nicht erkennen. Es muss irgendwo hinter der Gulaschkanone sein, deren Dampf in den nächtlichen Langenfelder Himmel steigt.

„Die Ersten stehen schon seit Viertel vor neun hier“, sagt Kai Franzen vom Gräfrather Hof, der mit seinem Kollegen Oliver Biermann die von den Weihnachtstagen allzu verwöhnten Mägen mit deftiger Hausmannskost und Glühwein gegen Geld füllt. Doch der eigentliche Magnet, warum sich so viele Menschen nachts im Industriegebiet versammeln, befindet sich im Silag-Lager: Zwischen Turbo-Wischmopps, Fressnäpfchen und unzähligen Holzpaletten warten 40 Tonnen Feuerwerkskörper auf Freunde des bunten Himmelspektakels.

Im vergangenen Jahr waren nachts 2000 dieser Pyro-Fans nach Langenfeld gepilgert. „Wir haben vom letzten Mal gelernt. Alles läuft gesitteter ab. Wir lassen nach den ersten 100 jetzt immer nur 30 Leute auf einmal rein“, sagt Silag-Vorstand Wolfram Stroese.

Daniela Miliano ist aus der Nachbarstadt Leverkusen angereist. Die Wartezeit hat sie mit einer warmen Tasse Glühwein überbrückt. „Ich hatte wirklich Glück. Wir haben nur eine knappe halbe Stunde angestanden. Außerdem bin ich ein Nachtmensch. Da macht mir die Uhrzeit gar nichts“, sagt sie — und geht glücklich zur Kasse.

Die müden Augen von Zuhat Bora, die hinter Miliano an der Kasse steht, entlarven sie als eine nicht so passionierte Nachtschwärmerin. „Meine Kinder lieben Feuerwerk. Und weil es morgen Mittag bestimmt die besten Sachen nicht mehr gibt, bin ich für die Zwei mitten in der Nacht hier hin“, sagt die Langenfelderin. Dankbar lächelnd stehen Sohn und Tochter hinter ihr. Vor ihrem geistigen Augen steigen die ersten Feuerwerkskörper bereits gen Himmel.

Patrick Gottula und Markus Parin schieben ihren prall gefüllten Wagen derweil so stolz zur Kasse, dass man meinen könnte, es handle sich nicht um Pyrotechnik, sondern um einen Kinderwagen mit dem schlummerndem Stammhalter. „Unser Highlight sind die Raketen zum Sonderpreis. Da haben wir zugeschlagen“, sagt Gottula.

Neben den Feuerwerkskörpern, die Namen wie „Dance-Devil“ oder „High Speed Rocket“ tragen, haben die beiden Männer noch eine Packung Waschmittel eingesackt. Das Pulver soll nicht in die Luft gejagt werden. „War halt auch billig“, sagt Parin schmunzelnd. Während sie die Schnäppchen zum Auto bringen, ist aus der Ferne schon der erste Knall zu hören.

Am Donnerstag machte die WZ einen Test in Sachen Jugendschutz. Da schnitt Silag weniger gut ab.

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