Hilden Langenfeld Landrat informiert sich bei den Bauern

Langenfeld. · Thomas Hendele war zu einem Ortstermin in Langenfeld zu Gast.

 Josef Aschenbroich (r.) zeigt Hendele (2.v.l.) einen Blühstreifen.

Josef Aschenbroich (r.) zeigt Hendele (2.v.l.) einen Blühstreifen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ortstermin am Feldrand: Auf einem sechs Meter breiten Blühstreifen neben dem Weizen brummt und summt es: Bienen und Insekten in großer Zahl lassen es sich schmecken. Es gibt Senf, Disteln und jede Menge anderer Wildblumen, die üppig blühen, aber optisch wenig attraktiv sind. „Die pflanzen wir schon seit Jahren an“, erklärt Aschenbroich. „Anfangs haben wir die Wildblumensamen der Stadt ausgesät, aber die standen nicht lange. Spaziergänger kamen in Scharen und pflückten sie körbeweise. Deswegen pflanze ich jetzt nur noch Blumen, die die Leute nicht so attraktiv finden. Da haben die Insekten mehr von.“

Jedes Jahr treffen sich Vertreter der Kreisbauernschaft, der Landwirtschaftskammer und Landrat Thomas Hendele zum Orttermin. Diesmal haben sie den Betrieb von Josef Aschenbroich in Langenfeld besucht. Auf seinen Feldern geht der Bauer mit der Zeit. Seit 20 Jahren benutzt er keinen Pflug mehr. Das spare Diesel und Arbeitszeit. Außerdem komme es dem Boden zugute: „Auf unseren leichten, sandigen Böden verdunstet durch das Pflügen viel zu viel Wasser, das die Pflanzen dringend brauchen.“ Er mache nur noch eine minimale oberflächliche Bodenbearbeitung mit einer Spezial-Sämaschine, die eine so genannte Streifensaat ermögliche. Gedüngt wird bei Aschenbroich höchst selten mit Glyphosat, dabei immer öfter mit Mineralstoffen wie Schwefel und Bor. „Wir machen jährlich eine aufwendige Bodenanalyse und benutzen modernste Spritzmaschinen, deren Düsen computergesteuert sind und die den Dünger punktgenau dorthin spritzen, wo er gebraucht wird. Das analysiert alles der Computer.“

Eine weitere Strategie: „Ich beachte die Fruchtfolge, bringe durch Zwischenfrucht mehr Humus in die Erde und baue jetzt im vierten Jahr Sojabohnen an. Früher wären die hier nicht gewachsen, aber durch den Klimawandel geht das jetzt.“ Der Anbau von Sojabohnen wird subventioniert, allerdings sei bisher nur eine von drei Ernten zufriedenstellend gewesen. Das lag weniger am Klima, als an den Tauben und Kanadagänsen: „Im vergangenen Jahr muss es sich bei den Tauben herumgesprochen haben, wo der Aschenbroich Soja anbaut.“ Die seien in solchen Scharen gekommen, dass von den teuren Saatgutbohnen kaum noch etwas übriggeblieben ist. „Ich habe schließlich die Jäger um Hilfe gebeten. 600 Tauben haben die geschossen.“ Jetzt sind es Kanadagänse, die sich über den Soja hermachen. Aschenbroich wird trotzdem weiter Soja anbauen als Futter für seine 15 000 Hühner.

„Wir Landwirte tun viel gegen den Klimawandel, aber das nützt alles nichts, solange in NRW durchschnittlich 24 Hektar Fläche täglich versiegelt werden“, kritisiert er. Landrat Hendele gerät in die Defensive: „Es gibt kaum noch bezahlbaren Wohnraum für Normalverdiener“, klagt er. Dennoch versuche der Kreis bevorzugt Baulücken und Gelände mit Altlasten zu Bauland zu machen und nicht noch weitere Freiflächen zu versiegeln. Ein Patentrezept haben die Bauern indes auch nicht.

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