Kritik an Straßenname im „Israel-Viertel“

Ein Monheimer bezweifelt, dass Menachem Begin ein geeigneter Namensgeber ist.

Monheim. Helmut Beyer hat prinzipiell kein Problem damit, dass in der neuen Siedlung Baumberg-Ost vier für Israel bedeutsame Persönlichkeiten in einem Straßennamen verewigt werden. Doch die Auswahl, die der Stadtrat — teilweise nach Vorschlägen aus der israelischen Partnerstadt Tirat Carmel — kürzlich getroffen hat, hält er im Fall von Menachem Begin für einen „Fehler“. „Mich treibt die Frage um: Gibt es gute und böse Terroristen?“, so der Monheimer.

Seiner Meinung nach sei Menachem Begin ein „sehr erfolgreicher Terrorist“ gewesen, der „für die Ermordung vieler Menschen verantwortlich“ gewesen sei. Namensgebungen für Straßen und Anlagen sind Beyers Meinung nach „problematisch“. Als Beispiele dafür nennt er die aktuell geführten öffentlichen Diskussionen über die Umbenennung von Bundeswehr-Kasernen und den Hindenburg-Damm nach Sylt. „Ich bin mir sicher, in der Geschichte des Zionismus und des Staates Israel lassen sich würdigere Persönlichkeiten finden!“

Helmut Beyer hat sich nun persönlich an den Monheimer Bürgermeister gewandt und ihm vorgeschlagen, eine der Straßen statt nach Menachem Begin vielleicht Theodor-Herzl-Weg zu nennen. Jetzt hat er aus dem Rathaus eine Antwort auf sein Schreiben bekommen. Daniel Zimmermann begründet die Namenswahl damit, dass Menachem Begin (1913 bis 1992) „mit oder trotz seiner umstrittenen Vergangenheit“ dem Staat Israel „wichtige Dienste als Anführer des Likud-Blocks und als Ministerpräsident“ geleistet habe.

Der Bürgermeister bezeichnet das Friedensabkommen mit Ägypten aus dem Jahr 1979 als „historisch“. Dafür hatten Menachem Begin und Anwar as-Sadat, der ehemalige Präsident Ägyptens, den Friedensnobelpreis erhalten. Im neuen Baumberger „Israel-Viertel“ würden somit zwei Straßen nach israelischen Friedensnobelpreisträgern benannt, nämlich nach Yitzhak Rabin (Arbeiter-Partei), der von 1922 bis 1995 lebte, und Menachem Begin (Likud-Partei).

Richtig sei es, dass Menachem Begin von 1943 bis 1945 Anführer der Untergrund-Organisation Etzel (Irgun Tzwai Le‘umi) gewesen sei. Die Organisation habe dem revisionistischen Zionismus nahegestanden und sei nicht unumstritten gewesen.

Anstatt der historisch und politisch umstrittenen Vergangenheit würden in Monheim aber die Friedensbemühungen israelischer Regierungschefs gewürdigt, erläutert Daniel Zimmermann. „Ich sehe daher keinen Grund, von der durch den Stadtrat getroffenen Entscheidung abzuweichen.“

Neben den ehemaligen Ministerpräsidenten wurden außerdem zwei jüdische Frauen ausgewählt, die die Gründung des Staates Israel nicht mehr miterlebt hatten. Hannah Szenes (1921 bis 1944) war eine ungarische Widerstandskämpferin, die mit anderen jüdischen Frauen und Männern mit Fallschirmen hinter der deutschen Front absprang und versuchte, Juden zu retten. Henrietta Szold (1860 bis 1945) war eine Aktivistin des früheren Zionismus.

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