Monheim Expertinnen kritisiert Baumfällungen

Monheim. · Regina Wegener und Dr. Sabine Lorenz bemängeln Anstrengungen der Stadtverantwortlichen für den Klimaschutz. Bereichsleiter widerspricht.

 Dr. Sabine Lorenz (l.) und Regina Wegener

Dr. Sabine Lorenz (l.) und Regina Wegener

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Den Umgang der Stadtverantwortlichen mit der Natur in Monheim kritisieren die Biologin Regina Wegener und die Agrarwissenschaftlerin sowie Grünen-Ratskandidatin Dr. Sabine Lorenz. Alte Bäume würden gefällt und nicht oder nur zu einem Viertel wieder ersetzt, kritisieren sie. Junge Bäume sterben, weil sie nicht gegossen werden. Statt schattenspendenden Bäumen mit ausladenden Kronen an Spielplätzen und Schulhöfen zu pflanzen, würden Pyramiden- und Spaliergewächse fast ohne Schattenwurf gesetzt. „Wir machen uns Sorgen um den Klimaschutz in unserer Stadt.“

Der Kritik der beiden Frauen widerspricht der für Monheimer Grünflächen zuständige städtische Bereichsleiter Andreas Apsel. „Es ist uns schlicht und ergreifend nicht möglich, den Wasserstand der Natur zu ersetzen. Die Entwicklung der trockenen Sommer hat sich in den letzten drei Jahren sprunghaft erhöht. Wir haben unsere Kapazitäten angepasst und tun alles Menschenmögliche, unsere Bäume am Leben zu halten. Aber jeden Baum können wir nicht retten.“ Dies könne keine Stadt leisten, betont Apsel. „Da konzentrieren wir uns auf stadtgestaltendes.“

„Das ist nicht nachhaltig und passt auch nicht mit dem Ausrufen des Klimanotstandes der Stadt zusammen“, erklärt indes Lorenz. „Ob das Wäldchen am Mona Mare, die Bäume entlang der Sandstraße, Daimlerstraße und Opladener Straße, die großen alten Bäume am ehemaligen Krankenhaus und an der Lottenschule – sie alle mussten weg. Man hat den Eindruck, die Stadt hat den Wert von großen Bäumen für das Stadtklima überhaupt nicht erkannt.“

Bereichsleiter weist
auf Baumkataster hin

Dem widerspricht Bereichsleiter Apsel: „Wir haben ein Baumkataster. Da wird jeder einzelne der 10 000 Bäume einer Anamnese und einer Therapie unterzogen.“ Man müsse das auch positiv sehen: „Jedes Jahr bekommen wir 10 000 Baumjahre dazu. Wir tun, was wir können.“

Indes ist ein Ende des Kahlschlages in den Augen der Naturschützerinnen nicht abzusehen. Am Gartzenweg würden noch viele alte Gärten der Nachverdichtung zum Opfer fallen. Am Monheimer Tor sollen die meisten Bäume gefällt werden, und der Eierplatz solle zu einem „Sonnenplatz“ werden. Auch der Busbahnhof sei eine Betonwüste. „2016 bis 2019 sind fast 600 Bäume gefällt worden. 28 wurden im Jahr 2019 ersetzt“, sagt Wegener. „So fördert man die Aufheizung der Innenstadt in Zeiten, in denen es immer heißer wird.“

Doch auch mit der Pflege des vorhandenen und neuen Grüns scheint es zu hapern. „Für rund 10 000 Bäume seien gerade mal 200 Wassersäcke da“, moniert Wegener. Eine Besichtigungstour zeigt das Elend: Pflanztröge an der Knipprather Straße sind verdorrt. Drei junge Ahorn-Bäumchen am Sportplatz Falkenstraße sehen traurig aus. Die kleinen Bäume der neuen Kitas im Monheimer Süden vertrocknen. Eine Linde an der Knipprather-/ Habichtstraße steht blattlos mitten im Sommer da. „Das ist typisch für die ganze Stadt“, sagt Lorenz. „Sehr viele Neuanpflanzungen gehen kaputt, weil nicht gegossen wird.“ Auch Naturschutzverbände kritisierten, dass die Stadt sich nach der Fällung der Bäume entlang der Opladener Straße quasi freigekauft habe. Statt für Ersatz zu sorgen, hat sie 32 242,50 Euro gezahlt. Die Bäume an der Opladener Straße werden Apsel zufolge nachgepflanzt.

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