Krankenhaus geht neue Wege

Sechs Frauen betreuen nun ehrenamtlich Patienten mit „Nebendiagnose“ Demenz.

Langenfeld. Ein altes Telefon, eine Kaffeemühle und eine gestrickte Mütze sollen helfen. Sie sollen helfen, sich an das Frühere zu erinnern, an die Kindheit. Für Petra Wagner, Gabriele Schwarz und die anderen ehrenamtlichen Helfer sind es sinnvolle Materialien, die in dem Schrank liegen. Denn seit Donnerstag betreuen sie auf der Station drei im Richrather Krankenhaus demenzkranke Patienten.

„Die Patienten kommen mit einer Demenz als Nebendiagnose ins Krankenhaus“, erklärt Schwester Anke Gerstenberger, die das Projekt zusammen mit Susanne Zinner ins Leben gerufen hat. Zeitliche und räumliche Orientierungslosigkeit, lautes Rufen nach den Angehörigen oder Umherwandern sind keine Seltenheit.

„Die Patienten sind alleine und brauchen viel Aufmerksamkeit, die wir als Pflegepersonal nicht leisten können.“ Deswegen gab es Anfang des Jahres einen Aufruf, dass ehrenamtliche Hilfe für die Betreuung Demenzkranker benötigt wird. Anke Gerstenberger und Susanne Zinner haben eine Weiterbildung zum Demenzexperten hinter sich. Ihr Wissen haben sie an die Ehrenamtler weitergegeben. Nach monatlichen Treffen und zwei Schulungen sind jetzt sechs Frauen so weit, dass sie ihre Arbeit beginnen können.

Der Schrank mit den verschiedenen Materialien soll helfen, ins Gespräch zu kommen. „Wenn jemand früher Handarbeit gemacht hat, dann nehmen wir Stricknadeln und Wolle mit auf das Zimmer und kommen so schneller in Kontakt“, sagt Gabriele Schwarz. Denn nicht immer sei es bei der Einweisung schon bekannt, dass eine Demenz vorliegt.

„Die Angehörigen wundern sich oft über die Verwirrtheit“, sagt Gerstenberger. Es sei der Umgebungswechsel, der den älteren Menschen dann zu schaffen macht und die Krankheit zutage bringt. „Zuhause gibt es einen gewohnten Ablauf, da fällt die Demenz nicht auf.“

Die Motivation, sich zu engagieren, ist unterschiedlich. „Ich wollte dem Krankenhaus etwas zurückgeben, denn sie haben mir vor zwei Jahren sehr geholfen“, sagt Petra Wilke-Golombowski. Inge Müller ist in Rente und hat lange bei der Stadt im Seniorenbüro gearbeitet. „Ich hatte immer schon mit alten und kranken Menschen zu tun und möchte am Ball bleiben.“ Regelmäßig treffen sich die Damen, um Erfahrungen austauschen und voneinander zu profitieren.

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