Katholische Frauengemeinschaft: Kochen wie Hildegard

Dinkel, Kresse und viel Knoblauch: Die katholische Frauengemeinschaft weiß, wie die heilige Hildegard von Bingen gerne aß — und gibt es in einem Kurs weiter.

Langenfeld. Sinnvoll und fröhlich leben. Das Gehirn natürlich stärken, den Intellekt fordern und fördern. Klingt nach einer guten Lebensweisheit. Die ist viele Jahrhunderte alt. Die heilige Hildegard von Bingen hat diese Lebensempfehlungen erarbeitet und der Nachwelt hinterlassen. Die Weisheiten der Kirchenlehrerin, die im elften Jahrhundert geboren wurde, sind bis heute aktuell. So aktuell, das die kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) Kochkurse mit Rezepten von Hildegard, wie sie liebevoll genannt wird, anbietet.

In Langenfeld geschieht das nicht zum ersten Mal. „Früher habe ich keinen Fenchel gemocht, aber seit wir im vergangenen Jahr mit Fenchel gekocht haben, kommt er regelmäßig auf den Tisch. Alle mögen ihn“, sagt Birgit Frers. Die Teilnehmerinnen freuen sich auf das Kochen und das gemeinsame Verkosten. Dass alles sehr gesund ist, davon sind die Frauen überzeugt. Und schmecken tut es ihnen immer wunderbar. Die Ansprüche sind entsprechend. „Nicht nur lecker soll es sein, auch gesund“, so die Devise in der Küche an der Lindenstraße.

Katze Gretel huscht aufgeregt umher. So viel Trubel herrscht in der Küche sonst nicht. Die Schürzen sind umgebunden, die Messer scharf. Sellerie wird geschnitten für den feinen Salat mit Äpfeln. Roh wird er allerdings nicht verspeist. Hildegard von Bingens Devise war, die Speisen zu kochen, zu garen oder zu braten. Sie empfiehlt, den Tag mit einer warmen Mahlzeit zu beginnen, um den Magen zu erwärmen. Die erste Mahlzeit, so riet Hildegard, sollte spät eingenommen werden, am besten am Mittag. Die Köchinnen erwärmen den Magen — mit einem Basentee als Aperitif. Dann wird geschnippelt, geschnitten, gekocht.

Die Zutaten sollen der Jahreszeit entsprechen. Äpfel kommen auf den Tisch, Spinat als Suppe, Fischragout ist der Hauptgang. Mit Knoblauch wird nicht gegeizt. „Der ist so wertvoll für den ganzen Organismus“, so die Teilnehmerinnen. Ein Dinkel-Griesauflauf darf nicht fehlen. Der schmeckt und ist nicht so aufwändig herzustellen. Habermus gab es beim Kochkurs im vergangenen Jahr. Das kam nicht so an.

Auch die Suppe, die eigentlich mit Brunnenkresse hergestellt werden sollte, aber jahreszeitlich durch Spinat ersetzt werden musste, hat nicht überzeugt. „Alles andere hat toll geschmeckt“ sagt Irmgard Heinen. Die Rezepte werden auch von ungewöhnlichen Zutaten begleitet: Heilwurzeln, wie Bertram, Quendel, Dinkelmehl und auch Quiona, einem alten Getreide, das es in Bioläden zu kaufen gibt. Olivenöl wurde von Hildegard von Bingen nicht bevorzugt: „Es taugt nicht viel zum Essen und macht andere Speisen schlecht genießbar“, so steht es in ihren Schriften.

„Man hat kein Völlegefühl nach diesen Speisen“, sagt Irmgard Heinen später, nachdem die Frauen die Gerichte gegessen haben. Ein Glas Wein zum Essen gab es auch. Hildegard von Bingen hätte dem Trunk durch Erhitzen den Alkohol entzogen, doch die Damen haben ihr Glas auch so genossen. Die Frauen der kfd haben viele Rezepte im Internet studiert und zusammengestellt. Sie haben Respekt vor der Heiligen: „Selbst Kaiser Barbarossa hat sich bei ihr Rat eingeholt“, sagen sie. Die Kirchenlehrerin Hildegard ist immerhin 81 Jahre alt geworden. 1179 ist sie gestorben, hat ein für die damalige Zeit biblisches Alter erreicht. Das muss an der Ernährung gelegen haben.

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