Jeder vierte Mitarbeiter krank

Winterdienst: Der Betriebshof verzeichnet einen Rekord-Krankenstand. Dabei hätten die Mitarbeiter gerade jetzt im Winter gut zu tun. In der Politik wächst die Kritik am Räumdienst.

Langenfeld. Der Betriebshof kommt einfach nicht zur Ruhe. Nach den vermeintlichen Verfehlungen dreier Mitarbeiter, den Kündigungen samt Rechtsstreit und gerichtlich verfügter Wiedereinstellung ist der Betriebshof nun erneut in der Kritik. Zahlreiche Händler und Marktkunden sowie Anwohner quer durch die Stadt beschweren sich über nicht gestreute Straßen und Wege. Der Betriebshof selbst verweist auf fehlendes Personal durch den hohen Krankenstand von sage und schreibe 25 Prozent seiner Mitarbeiter.

Deswegen hatte SPD-Fraktionschef Sascha Steinfels am Dienstag auf der letzten Ratssitzung des Jahres einige Fragen. Bereits im Vorfeld bestätigte er der WZ, „unseren Vorschlag aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen“. Demnach soll der Betriebshof auf externe Hilfe zurückgreifen — falls er sich personell nicht in der Lage sieht, die Straßen vom Schnee zu befreien oder zumindest problemfrei nutzbar zu machen.

Das könnten privatwirtschaftliche Unternehmen sein, aber auch ortsansässige Landwirte, die durch die momentanen Witterungen ohnehin zur Passivität verdammt seien. „In Velbert und mehreren Städten im Sauerland klappt das seit Jahren. Der Betriebshof müsste nur Räumschilder zur Verfügung stellen, die sich die Landwirte dann vor ihre Traktoren spannen“, erläuterte Steinfels.

Der SPD-Politiker ist sehr „unzufrieden“ mit der aktuellen Situation: „Obwohl es schon nachmittags wieder zu schneien angefangen hatte, waren die Schneiderstraße und der Winkelsweg am Morgen danach noch nicht geräumt. Das wirft ein sehr schlechtes Bild auf den Betriebshof und die ganze Stadt.“

Die weitaus unangenehmeneren Fragen zielten allerdings auf die Personalsituation des Betriebshofs ab. 20 von 80 Mitarbeitern sind derzeit krank. Für Steinfels ein Ding der Unmöglichkeit: „In der Privatwirtschaft bekommt ein Unternehmen schon ab einem Krankenstand von mehr als fünf Prozent monetäre Probleme. Hier reden wir von einem Viertel.“

Ob es am derzeitigen Betriebsklima durch die Probleme der vergangenen Monate liegt, steht als Gerücht im Raum. „Ich kann nicht mehr tun, als die Krankenbescheinigungen zu sammeln und werde sicher nicht anfangen, die Diagnosen der Ärzte in Frage zu stellen“, sagte Willi Koch, stellvertretender Referatsleiter des Betriebshofes, der WZ.

Er vermutet vielmehr ein witterungsbedingtes Ansteigen der Krankenzahlen. Ein Blick in die Nachbarstädte, die mit ähnlichem Wetter zu kämpfen haben, bestätigte diese Vermutung allerdings nicht. Beispiel Monheim: Am Rhein liegt die durchschnittliche Krankenrate bei sieben bis zehn Prozent — auch aktuell.

Und was sagt der Personalrat der Langenfelder Stadtverwaltung zu dem hohen Krankenstand von Kollegen? „Ich werde mich nicht an irgendwelchen Spekulationen beteiligen, ohne Fakten zu kennen“, sagte Mitglied Bruno Busch überrascht. Er bestätigte aber, in seinen fünf Jahren Personalratszugehörigkeit einen so hohen Krankenstand noch nie erlebt zu haben.

„Die Schneeräumung im fußläufigen Bereich der Innenstadt, das heißt auf dem Marktplatz, um das Rathaus herum und auf der Solinger Straße/Hauptstraße, war in den letzten zwei Wochen alles andere als zufriedenstellend“, meint für die Langenfelder Grünen deren Ratsfrau und Mitglied im Bau- und Verkehrsausschuss, Susanne Zaß. Sie fordert, für die Schneeräumung in den Fußgängerbereichen ein kleineres Räumfahrzeug anzuschaffen oder, falls möglich, vorhandene Kehrfahrzeuge umzurüsten.

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