In den Hallen wird wieder geturnt

Wegen der Notaufnahme von Flüchtlingen sind derzeit nur noch zwei Sporthallen außer Betrieb.

In den Hallen wird wieder geturnt
Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Im August 2015 musste alles ganz schnell gehen. Weil immer mehr Flüchtlinge nach Langenfeld kamen, wurde die Turnhalle in Wiescheid kurzerhand zur Notunterkunft umfunktioniert. Seit Montag aber wird an der Parkstraße wieder geturnt. „Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten steht die Halle dem Schul- und Vereinssport wieder zur Verfügung“, zeigt sich Carsten Lüdorf, städtischer Referatsleiter Schule/Sport, erleichtert.

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise waren vier der 17 Sporthallen in Langenfeld mit Asylbewerbern belegt: Nach der Turnhalle Am Hang (belegt seit März 2015) wurde neben Wiescheid zunächst die kleine KAG-Halle zur Notunterkunft, ehe im Herbst 2015 auch noch die nach Wilhelm Würz benannte Dreifach-Sporthalle folgte. Langenfelds Sportler mussten zusammenrücken. Etliche Übungsstunden und Wettkämpfe wurden zeitlich und örtlich verlegt, einzelne Gruppen verschwanden ganz von der Bildfläche.

Seit sich die Flüchtlingszahl nach rund 1000 in der Spitze auf jetzt 836 stabilisiert hat und die Stadt Langenfeld alternative Unterkünfte geschaffen hat (Leichtbauhallen, Containerbauten, angemietete Gebäude), konnte im vorigen Sommer zunächst die Wilhelm-Würz-Halle wieder in Betrieb genommen werden. Und nun die Wiescheider Halle. „Die kleine KAG-Halle wird derzeit wiederhergerichtet und soll nach den Osterferien startklar sein“, sagt Lüdorf. Einzig die Turnhalle Am Hang dürfte nach Einschätzung des Amtsleiters für den Sport mehr oder weniger verloren sein.

Drei von 17 Sporthallen für 10 bis 20 Monate aus dem Verkehr gezogen — das klingt nach einer bald vergessenen Episode. Doch so einfach ist es nicht. Rund 100 000 Euro hat die Stadt nach eigenen Angaben nach dem Auszug der bis zu 170 Asylbewerber in die Renovierung der Würz-Halle stecken müssen, knapp 130 000 Euro in die Wiescheider Halle. Zuschüsse aus Sondertöpfen von Bund und Land kann sie nach Worten der Ersten Beigeordneten Marion Prell dafür nicht erwarten. Immerhin: „Die Wiescheider Halle hätten wir in einigen Jahren ohnehin sanieren müssen“, sagt Amtsleiter Lüdorf. Deshalb sei es — mit neuem Boden, Prallschutz, Heizkörpern und Sanitäranlagen — auch vergleichsweise teuer geworden.

Federn gelassen hat auch die Sportgemeinschaft Langenfeld (SGL), neben der Wiescheider Grundschule die Hauptnutzerin der Halle. „In Wiescheid mussten acht Gruppen aufgegeben werden, für die keine Ausweichorte gefunden werden konnten“, sagt SGL-Sprecherin Kristin Erven-Hoppe. Die Zahl der Mitglieder, die wegen fehlender Angebote aufgrund der blockierten Hallen kündigten, beziffert sie mit rund 300, „davon ein Großteil in Wiescheid“.

Diesen Verlust will der Großverein (mehr als 9000 Mitglieder) möglichst schnell wieder wettmachen. Deshalb hat er für die flottgemachte Halle auch sein Sportprogramm renoviert. Das Eltern-Kind-Turnen heißt jetzt „Action Kids“, dienstags gibt es separate Bewegungsangebote für Jungen und Mädchen. Den Auftakt bewertet Erven-Hoppe als gelungen. „Zu den ersten Stunden kamen jeweils bis zu 20 Kinder, auch die ,Rückenpower’ für Erwachsene ist mit mehr als 15 Teilnehmern gut angelaufen.“ Zur Wiedereröffnungsfeier am vorigen Sonntag kamen sogar mehrere hundert interessierte Wiescheider. „Besonders die Älteren forderten dabei nachdrücklich mehr Angebote für ihre Generation ein“, berichtet Erven-Hoppe und versichert: „Diese Angebote werden kommen. Wir haben inzwischen viele Wünsche gesammelt, darunter Wirbelsäulengymnastik, Yoga, Pilates, Zumba und Ausgleichssport.“

Eine Durststrecke ist auch für die 150 Kinder der Wiescheider Grundschule zu Ende gegangen. Sie wurden anderthalb Schuljahre mit dem Bus zunächst nach Richrath, später nach Immigrath zur Halle Am Brückentor kutschiert. Jede dritte Sportstunde fiel weg, ebenso ein Teil des Bewegungsprogramms im Offenen Ganztag. Auch diese Pänz haben ihre Halle nun wieder.

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