Im Klub der Freundschaft

Vor drei Jahren hat der Moscheeverein einen Treff für junge Menschen gegründet. Das Konzept: Die Jugendlichen sollen eigenständig werden.

Langenfeld. Es ist kurz nach 19 Uhr im Nachbarhaus der Eyüp Sultan Camii Moschee an der Industriestraße. Draußen ist es ungemütlich. Es nieselt, dazu ist es glatt, weil die Temperaturen wie so oft in den vergangenen Wochen in der Nähe des Gefrierpunktes liegen.

Drinnen ist von der unangenehmen Szenerie vor der Tür nichts zu spüren. Es ist mollig warm, die Atmosphäre ist einladend und der fruchtige Geruch der Schischa — der arabischen Wasserpfeife — füllt den Raum aus.

Rund 25 Jugendliche sind heute da. Sie lachen viel, spielen Dart, „Mensch ärgere dich nicht“, gucken Fußball oder unterhalten sich einfach. Es ist ein normaler Abend im Moschee-eigenen Jugendclub „Dostlar“. Dostlar bedeutet auf Deutsch „Freundschaft“. Und die ist es, die dort gelebt wird.

Seit drei Jahren gibt es das Angebot für Jugendliche in den Räumen der muslimischen Gemeinde. „In dieser Zeit haben immer mehr Jugendliche in der Stadt rumgehangen, weil sie sich keine Kneipen leisten konnten und nicht wussten, was sie machen sollen. Da kamen wir auf die Idee, gemeinsam mit den Jugendlichen etwas aufzubauen“, sagt Canan Baran, Honorarkraft im Fachbereich Jugend der Stadt.

Gemeinsam mit Jörg Kreissl von der Aufsuchenden Jugendarbeit der Stadt ist sie so etwas wie die gute Seele von Dostlar — dem Klub der Freundschaft.

Also sprachen sie die Jugendlichen 2007 an und stellten ihnen das Konzept vor. Das sah allerdings nicht so aus, dass sich die jungen Leute einfach ins gemachtes Nest setzen sollten.

„Sie sollten mitarbeiten und Verantwortung übernehmen“, sagt Kreissl, der mit den Jugendlichen aus dem alten Abstellraum binnen eineinhalb Jahren einen kompletten Jugendklub mit Theke, Tischen, Fernseher samt Spielekonsole, Spiele- und Bücherregale sowie Sofaecke aufbaute.

Damals wie heute dabei ist Semia Calishan (19). „Ich war schon beim Aufbau dabei“, sagt er nicht ohne Stolz. Semia sitzt am Tisch mit drei Freunden und spielt Gesellschaftsspiele. „Heute ist es ruhig. Aber wenn wir Fußball gucken, ist hier richtig was los“, sagt er.

Auch Eda Yaran, die heute hinter der Theke steht, kommt fast täglich. Die 16-Jährige kümmert sich um Getränke und Sandwiches. Dostlar ist für sie wie ein zweites Zuhause. Es wird viel gelacht, gequatscht und gespielt. „Wir reden aber auch über Alltägliches, über Probleme in der Schule oder zu Hause“, sagt sie.

Das ist Kreissl wichtig. Die Jugendlichen sollen mitmachen, sich engagieren, aber auch Hilfe finden. „Deshalb werden sie trotz aller Eigenständigkeit pädagogisch betreut“, sagt Kreissl, der Fahrten zum Berufsbildungszentrum organisiert oder Vertreter von Berufsgruppen einlädt, die die Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Im Vordergrund steht allerdings der Spaß. Die Gruppe geht gemeinsam Eislaufen, fährt in den Kletterpark oder Bowling spielen.

Obwohl der Klub offiziell Teil des Moscheevereins ist, spielt die Religion eine untergeordnete Rolle. „Wer beten will, kann jederzeit in die Moschee gehen“, erklärt Baran, sagt aber auch: „Wir fragen niemanden nach seinem Glauben. Bei uns sind alle willkommen. Auch Hindus und Christen kommen regelmäßig zu uns. Und so soll es auch sein.“

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