Hildener Schülerin steht in der Endrunde der Duden Open

Die Hildenerin ist erfolgreich in dem Wettbewerb für Nachwuchsjournalisten.

Hilden. "Den Menschen das Geschehen näherzubringen und sie in eine andere Welt zu versetzen, das finde ich faszinierend", sagt eine der besten Nachwuchsjournalistinnen Deutschlands, wie eine hochrangige Jury des Duden-Verlags findet. Zaynah Minden ist 17 Jahre alt, geht noch zur Schule und schreibt für die Westdeutsche Zeitung. Im Winter nahm die Hildenerin an einem Talentwettbewerb für Jungjournalisten teil. Jetzt steht fest: Sie steht im Finale. Ihre Reportage hat die Jury aufgewühlt, denn Zaynah hat über Hilfe zur Selbsthilfe nach Vergewaltigungen in Südafrika geschrieben.

Von 2350 Teilnehmern zwischen 16 und 21 Jahren ist Zaynah nun unter den besten neun, die im Mai in einer Endrunde die ersten Plätze ausfechten. Und es lohnt sich nicht nur der Ehre wegen: Wer sich in Kaiserslautern durchsetzt, ergattert einen Praktikumsplatz bei renommierten Print-, Online- und Fernsehunternehmen. Es locken mehrere Wochen bei N24, der taz oder Prosiebens wohl bekanntestem Wissenschaftsmagazin Galileo. Da will Zaynah hin - auch wenn sie "nie gedacht hätte, dass ich so weit komme". Das ist nicht etwa eine leere Floskel, war es doch erst ihr Bruder Sadil (21), der sie zur Teilnahme motivierte.

Ein paar kurze Klicks im Internet später war sie dabei. So unverbindlich der Allgemeinwissenstest in der ersten Runde noch schien, desto ernster wurde es bereits in der zweiten Runde: Eine "journalistische Aufgabe" nennt das Reglement des Wettbewerbs, was da in Zaynahs Emailpostfach landete. Das Thema: die WM in Südafrika - frei verarbeitet in einem journalistischen Text. Eigentlich ein buntes, fröhliches Thema.

Statt sich aber in die allgemein herrschende Fußball-Euphorie einzureihen, dachte Zeynah, deren Eltern aus Sri Lanka stammen, an etwas ganz anderes: "Was man vor allem mit Südafrika verbindet, ist doch die hohe Kriminalitätsrate", betont sie. "Ich fing an zu recherchieren. Dabei fiel mir die Anzahl der Vergewaltigungen dort auf." Ihr Schwerpunkt stand fest: Zaynah konzentrierte sich auf Organisationen, die Frauen nach einem solchen Trauma helfen.

In ihrem Text führt sie ein fiktives Gespräch mit einem Opfer des in Südafrika alltäglichen und dennoch tabuisierten Geschehens. Naledi nennt sie die junge Frau, deren Schicksal sie beschreibt, deren heile Welt von einem Verbrechen zerstört wird, deren Mut und Wut aber zum Kampf gegen die Gewalt auf Südafrikas Straßen aufruft. "Ich wollte eine andere Perspektive zur WM-Hochstimmung", sagt die dreisprachig aufgewachsene Zaynah. Bei der Überzeugungskraft, mit der sie das sagt, wundert es kaum, dass die Gymnasiastin Vorsitzende des Hildener Jugendparlaments ist.

"Was in der Endrunde auf mich zukommt, wird vor Ort bekannt gegeben. Fest steht, dass wir unser Sprachvermögen im Debattieren und Analysieren unter Beweis stellen müssen." Vorbereiten wird sie sich trotzdem - um der "unglaublichen Aufregung" Einhalt zu gebieten. Im vergangenen Jahr diskutierten die Finalisten nämlich öffentlich mit Nachrichtensprecher Steffen Seibert.

"Dabei sein ist alles" - noch so eine Floskel, die aus dem Mund der Schülerin nicht als eine solche erscheint. Mitte Mai wird Zaynah mitten drin statt nur "dabei" sein - außer bei der Lateinklausur. Die wird sie gerne nachschreiben.

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