Hilden: Zum Abschied volle Kassen

Hertie: Mit Rabatten von bis zu 90 Prozent wurden am letzten Tag vor der Schließung viele Kunden angelockt.

Hilden. "Sagt Buy Buy" - "Kauft!" - lautete das zynische Wortspiel auf dem Plakat im Schaufenster. Am Samstag gingen bei Hertie endgültig die Lichter aus. Keine Spur mehr vom glänzenden Silber in den Glasvitrinen. Statt der ordentlich zurechtgelegten Kleidung "zierten" nur noch Wühltische die Gänge. Rabatte von bis zu 90 Prozent lockten die Kunden in Massen an. Schuhe für einst 50 Euro kosteten nur noch zehn Euro.

Trotz des traurigen Anblicks "ihres" Warenhauses hatte Geschäftsleiterin Marion Schmeer ein freundliches Lächeln auf den Lippen. "Wir hatten schon immer ein tolles Betriebsklima und eine außerordentlich starke Gemeinschaft", sagte die 41-Jährige. "Sicherlich hat das Thema über die Ladenschließung die Mitarbeiter begleitet, dennoch waren sie alle immer sehr loyal und haben alles für einander getan."

Beim Anblick der Wühltische schüttelt Kunde Heinz Liebutzki nur noch den Kopf. "Die Filiale war immer ein so wichtiger Anziehungspunkt für die Stadt, weil man hier einfach alles kaufen konnte. Im Moment wirkt Hertie nur noch wie ein Ramschladen. Das ist einfach furchtbar", sagt er.

Eva Kasperski ist entsetzt. "Das ist so schlimm, und leider kann es jeden treffen. Mit 50 hat doch niemand mehr eine Chance, Arbeit zu finden. Auch ich kann mich in meinem Job nicht sicher fühlen", meint sie. Andrea Zenker hat erst kürzlich von den Schnäppchen erfahren und ist mit ihrem kleinen Sohn unterwegs. "Es ist einfach schrecklich, mitzubekommen, wie die Leute ihre Arbeitsstelle verlieren."

"Es wirkt so bedrückend im Laden. Man geht nur rein, kauft und geht auch sofort wieder, weil man gar nicht zusehen will, wie alles dem Ende zugeht", sagte Petra Lehmann traurig. "Wenn Hertie erst einmal weg ist, dann wird in Hilden etwas fehlen. Nicht jeder kann mal eben nach Düsseldorf, um Einkäufe zu erledigen, die hier möglich waren", meinte Jürgen Monheimius.

Die Stammkunden Ingrid Harer und Peter Krings haben besonders die Kundenfreundlichkeit im Warenhaus geschätzt. "Die Mitarbeiter waren immer so freundlich und sehr bemüht. Ich hoffe, dass sie neue Jobs finden werden", sagt Harer.

Für viele der 40 Mitarbeiter war es ein trauriger Abschied in eine ungewisse Zukunft. "Die meisten haben noch nichts anderes gefunden", sagte Geschäftsleiterin Marion Schmeer. Immerhin: Die einzige Auszubildende, die noch nicht ausgelernt hat, ist weiter vermittelt worden. "Das geschah über Kontakte der Stadt", ist Schmeer froh. Die junge Frau kann also ihre Ausbildung beenden.

Über die Aktion "Hilden hilft Hertie" hatte sich auch ein Unternehmen aus Benrath an die Stadt gewandt. "Es hat Bereitschaft signalisiert, Mitarbeiter zu übernehmen", so der Amtsleiter für Wirtschaftsförderung, Hans-Joachim Kurowsky.

In den kommenden Tagen ist jetzt erst einmal Aufräumen angesagt. Ein Termin für die Übergabe des Gebäudes an den Eigentümer stehe, so Schmeer, indes noch nicht fest.

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