Hilden zu Ostern: Idyllisch – damals wie heute

Bräuche, Kinderspiele und Ausflugsziele aus dem alten Hilden.

Hilden. Kein Fernseher und kein Computer - früher wurde die freie Zeit an den Ostertagen für Spaziergänge und Spiele genutzt. Einige davon hat der Hildener Thomas Bernhardt in seinem Buch "Bräuche in Düsseldorf und Umgebung" aufgeschrieben:

Beim schon im 19. Jahrhundert bekannten Eierpicken (auch Eiertippen oder Eiertitschen) schlagen zwei Mitspieler ihre Eier mit der Spitze zusammen. Wessen Ei unbeschadet bleibt, gewinnt - und erhält das Ei des Verlierers.

Bereits seit dem 16. Jahrhundert soll das Eierlaufen bekannt sein: Mindestens zwei Mitspieler tragen jeweils ein hartgekochtes Ei auf einem Löffel über eine festgelegte Strecke. Wer den Lauf gewinnt, ohne das Ei zu beschädigen, kassiert alle anderen Eier ein.

Auf einem Tisch wird ein kleiner Salzberg aufgehäuft, auf den ein Ei gestellt wird. Jeder Mitspieler bekommt einen Löffel und reihum wird damit etwas Salz weggenommen. Bei wem das Ei umkippt, scheidet aus. Der Sieger bekommt das Ei.

Beim Osterspaziergang sucht man sich einen kleinen Berg, an dem die mitgenommenen Ostereier herunterrollen können. Wessen Ei am weitesten rollt und dabei auch noch unbeschädigt bleibt, hat gewonnen und bekommt alle Eier

Der Winter ist vorbei, die Natur blüht auf, und die Menschen zog es hinaus ins Freie. Und die Ausflüge endeten - damals wie heute - an ganz bestimmten Zielen. Wohin es die Hildener dabei zog, hat der 1997 verstorbene Bodo Volmer (er wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden) in seinen "Hildener Erinnerungen" veröffentlicht. Darin schildert er auch "die beliebtesten Ausflugsziele vor 75 Jahren" - also zu Beginn des 20. Jahrhunderts:

Kurz vor Trills (Erkrath), auf dem Weg nach Hochdahl, stand eine Bauernschaft mit Wirtschaft und Gartenrestaurant. Direkt am Weg seitlich des Einganges gab es früher eine Kegelbahn. An der anderen Seite, links am Bach, erstreckte sich der großzügige Park mit einem Findling, der laut Inschrift die Grabstelle des Jägers aus Kurpfalz markierte.

Im Garten konnten sich die Kinder auf einem Karussell, einer Schiffschaukel und einer Wippe nach Herzenslust austoben. Im Stall standen Kühe, Kälber und Schweine. Auf dem Hof stolzierten Puten, Glucken mit Küken und Pfauen herum. Auf der Tenne wurde noch mit dem Flegel im Vierertakt gedroschen und in der Küche, wo auch die Pumpe stand, flogen die Schwalben ein und aus.

Die Bruchermühle erreichte man, wenn man der Itter aufwärts folgte. Weiter oberhalb stand Schloss Caspersbroich. Mit bewachsenen Türmchen, Zeichen und Toren glich es sehr dem Märchenschloss von Dornröschen. Im Schloss hat einige Jahre die rothaarige Filmschauspielerin der 20er-Jahre, Lill Dagover, gewohnt. Direkt gegenüber liegt der Gondelteich der Bruchermühle und an seinem Ufer das Restaurant mit Terrasse, offener Veranda und Volieren.

Von dort aus, an der Heidberger Mühle und mehreren idyllischen Kotten vorbei, gelangte man ins Ittertal. Obgleich man den ganzen Weg durchs Ittertal gewandert war, hieß nur der Teil "Ittertal", wo sich das Freibad und das Restaurant "Ittertal" befand - und befindet. Das damals sehr fortschrittliche, getäfelte Bad hatte am Rande seines Beckens eine Kaffeeterrasse. Zum Restaurant gehörte ein kleiner Zoo mit Meerschweinchen, Kaninchen, Affen und Alligatoren. Direkt sensationell war die im Teich installierte Leuchtfontäne.

Die meisten Spaziergänger nahmen den Weg über die Elberfelder Straße. Wie schmal die Straße war, wurde deutlich, als rechts und links die Chausseebäume gefällt waren, und nach ein paar Jahren die im Boden verbliebenen Wurzelstücke mitten auf der Straße die Asphaltdecke hoben. Rechts waren die Straßenbahnschienen, und weder rechts noch links gab es einen Bürgersteig.

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