Hilden: Wanderzirkus im Kaufhaus

Im ehemaligen Hertie-Gebäude ist seit Freitag wieder Leben. Die WZ hat sich dort am Eröffnungstag umgeschaut.

Hilden. "Ich bin einfach nur froh, dass hier wieder Leben drin ist", sagt eine Dame im besten Alter und lässt den Blick über Berge von Handtaschen schweifen. "Endlich kann ich wieder bummeln gehen, das habe ich bei Hertie früher auch gemacht", pflichtet ihre Freundin bei, während im Hintergrund ein Handwerker die letzten Werbetafeln aufhängt.

Um 9 Uhr hat das neue City-Kaufhaus in der Innenstadt geöffnet. Um 10 Uhr ist der Laden gut gefüllt mit Kunden, die zwischen Süßigkeiten, Fahrrädern und Shampoo stöbern. "Das ist keine Trödelware. Das sind Markenprodukte", sagt Christian Koslowski, auf die mutige Warenmischung angesprochen.

Der Chef des neuen City-Kaufhauses hat in der Nacht gerade mal eineinhalb Stunden geschlafen. Jetzt deutet er auf die Front an Polycarbonat-Rollkoffern hinter sich und sagt: "Das ist Top-Qualität." Zum Beweis legt er ein Exemplar auf den Boden, springt auf den Deckel und ruft: "Da stehen jetzt 107 Kilo drauf. Gucken Sie mal, da sehen Sie nichts." Um ihn herum bleiben zwei Damen und ein Herr stehen. Koslowski ist in seinem Element.

Einige Meter weiter steht Rolf Schnatenberg und zieht eine Kaffeekanne aus dem Regal. Der Hildener liebt Kaufhäuser, schließlich hat er bis 2004 in fünfter Generation ein Traditionshaus in der Stadt betrieben. Seine Kundinnen von damals sind auch heute im neuen Kaufhaus und erkennen ihn sofort.

"Ich war so gern bei ihnen", sagt eine ältere Dame, die das City-Kaufhaus noch ein bisschen unsortiert findet. "Man muss den Leuten hier die Chance geben, sich zu entwickeln. Mit der Zeit kommt auch die Ordnung", sagt Schnatenberg, der eigentlich in Erinnerung an alte Zeiten ein paar Lautsprecherdurchsagen zu aktuellen Angeboten machen sollte. Doch die Anlage ist einfach nicht ans Laufen zu bringen.

"An dem Gebäude ist acht Jahre lang nichts gemacht worden. Wir haben eine komplett neue Belüftung eingebaut", sagt Dietmar Gibietz. Er ist der Mann hinter dem Projekt, der Investor, der unter anderem bereits die ehemalige Karstadt-Filiale in Dortmund auf 8.500 Quadratmetern in ein Schnäppchen-Kaufhaus verwandelt hat.

"Wir mieten regelmäßig Immobilien dieser Art für ein bis eineinhalb Jahre und gehen dort mit mehreren Händlern rein. Wir sind eine Art Wanderzirkus", sagt der Recklinghausener. In Hilden hat er vier Untermieter dabei, vom Restposten-Händler bis zum Anbieter hochwertiger Lederhandtaschen von Cavalli und Calvin Klein.

Dieter Ahilger steht am Regal mit den Kaffeekannen und ist erleichtert. "Ich hatte Sorge, dass das hier ein Ramschladen wird, aber das hier sind Markenprodukte", sagt er.

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