Hilden: Teufelskram ist jetzt Rohstoff

Müllabfuhr: Vor 50Jahren sammelte die Stadt erstmals den Sperrmüll vom Straßenrand auf.

Hilden. Von einer "segensreichen Maßnahme" schrieb die Zeitung, als die Stadtverwaltung vor 50Jahren den Hildenern erstmals die Möglichkeit bot, "allen Teufelskram, der nur nutzlos in den Kellern und Schuppen herumsteht, loszuwerden". Was im Jahre 1959 ein einmaliges und "begrüßenswertes" Angebot war, ist heute ein selbstverständlicher Service: die Sperrmüllabfuhr.

Was genau vor 50 Jahren an den Straßenrand gestellt wurde, ist nicht überliefert. In der Zeitung war damals von "unnützem Krempel" die Rede. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Obwohl das, was mancher als unnütz betrachtet, für andere noch brauchbar ist - auch wenn es rein rechtlich gesehen Diebstahl ist, sich an den Sperrmüllhaufen zu bedienen. Verfolgt wird dieses Delikt in der Regel aber nicht. Zumal die Erfahrung der Müllwerker zeigt, dass die privat wiederverwertete Abfallmenge durch Nachbarn ausgeglichen wird, die ihren Krempel noch schnell auf den vorhandenen Haufen werfen.

Zwei Lastwagen reichten vor 50 Jahren aus, um den unnützen Krempel abzuholen und zur Müllkippe zu bringen. Mehr Fahrzeuge hat der Bauhof dazu heute auch nicht. Allerdings war die Sperrmüllabfuhr in den Anfängen an zwei Tagen im Jahr unterwegs, heute an jedem Werktag. Und zur Kippe geht es auch nicht mehr, denn seit gut 15Jahren wird in Hilden sortiert. Rohstoffe wie Metalle und Holz werden wiederverwertet. Kühlschränke, Computer und andere Elektroaltgeräte müssen per Gesetz vom Hersteller zurückgenommen werden. Der Rest wird verbrannt.

Diesen Weg ist beispielsweise auch eine komplette Küchenzeile gegangen. An deren Schicksal kann sich der städtische Abfallberater Frank Berndt deshalb so gut erinnern, weil sie eigentlich nicht für die Wiederverwertung bestimmt war. Die Eigentümer hatten sie am Straßenrand zum Abtransport bereitgestellt. Die Sperrmüllabfuhr war aber schneller als der Möbelwagen.

Die Mitnahme der Küche war ein Versehen, für das die Stadt aufgekommen ist. Die Schnelligkeit der Müllwerker allerdings nicht. Schließlich müssen sie pro Tag rund 50 Stellen anfahren - viermal. Erst werden die verwertbaren Teile wie Holz und Metall abgeholt, dann der Rest. Der wird verbrannt und entgeht damit vermutlich einer Unsitte, die schon 1959 in der Zeitung beklagt wurde: "Die wilden Müllkippen an den Straßenrändern der Außenbezirke und in der Itter dürften nachlassen, wenn man weiß, dass man einmal im Jahr das überflüssige, ausgediente Zeug loswerden kann.

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