Hilden: Strandleben droht das Aus

Politik und Bezirksregierung könnten der Sandbar im Hildener Norden ein Ende setzen.

Hilden. "Diese Ungewissheit zehrt schon an den Nerven", sagt Carsten Windmann. "Jetzt haben wir in den vergangenen beiden Jahren so viel auf die Beine gestellt - und nun droht als Dankeschön das Aus." Der Chef der Sandbar ist verzweifelt.

Er und sein achtköpfiges Team blicken einer ungewissen Zukunft entgegen. Es sei denn, die Politik stimmt in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 16.Juni einer Bebauungsplanänderung zu. Wenn nicht, hat das letzte Stündlein der Sandbar geschlagen.

Grund für Windmanns Ängste ist das Schriftstück mit der Nummer 204, das für das Areal an der Ecke Nordring/Gerresheimer Straße zwar eine Tennisanlage wie die von Wilhelm Bungert nebenan ermöglicht, nicht jedoch einen "fliegenden Bau" wie die 300 Quadratmeter große Zeltkonstruktion der Sandbar.

"Drei Monate am Stück dürfte Windmann das Zelt stehen lassen, dann müsste er es wieder abbauen", sagt Andreas Trapp von der städtischen Bauaufsicht. "Das liegt in der Natur eines solchen fliegenden Baus." Obendrein, so der Experte weiter, befinden sich das Zelt und das ganze Ambiente drumherum "auf einem nicht überbaubaren Grundstück".

Als Windmann seinen Traum vom Sommer-Feeling mit Beachsoccer- und Volleyballplätzen und Strandbar im Sommer 2008 eröffnete, war ihm "die Gesetzeslage nicht wirklich bewusst". Vor allem nicht, dass er sein künstliches Paradies nur für jeweils drei Monate im Jahr aufschlagen darf. "Wir brauchen aber fünf Monate, vom Tanz in den Mai bis zum September", sagt er. Schließlich verdiene er sein Geld damit. "Ich muss meine Leute bezahlen und kann auf den August und September, vor allem, wenn das Wetter schön ist, nicht verzichten."

Die Stadt wiederum drückte so lange es ging, ein Auge zu, beharrte aber darauf, dass in der Sandbar sämtliche Sicherheitsvorschriften von "brandlastfreiem" Mobiliar über Fluchtwege bis hin zur Standsicherheit des Zeltes alles 100-prozentig in Ordnung waren. Nun aber, so Trapp, sei der Punkt erreicht, an dem es so nicht weitergehe. Mit der Folge, dass entweder der Bebauungsplan geändert wird oder die Sandbar nächstes Jahr zumacht.

"Natürlich will ich meine Zelte nicht abbrechen", sagt Windmann. "Dafür haben wir hier zu viel erreicht." Also sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als einen Antrag auf Änderung des Bebauungsplans 204 zu stellen - mit unterschrieben von Bungert, von dem Windmann das Sandbar-Gelände gepachtet hat.

Aus der Politik, in deren Entscheidungsgewalt jetzt alles liegt, habe er bisher durchweg positive Signale erhalten, sagt Windmann. Schließlich sei die Sandbar für Hilden im Sommer ein beliebter Anlauf- und Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Doch selbst wenn die Politiker grünes Licht geben, ist noch nicht alles in trockenen Tüchern.

So wird zurzeit mit der Bezirksregierung darüber gesprochen, das Gebiet unweit des Hildener Autobahnkreuzes als Gewerbegebiet auszuweisen. Und in einem Gewerbegebiet sind "Vergnügungsstätten" in der Regel untersagt.

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