Hilden: Porträt - Mit Herzblut viel erreicht

Dagmar Hüppelshäuser setzt sich seit 1986 für die Integration Behinderter ein und erhielt dafür am Donnerstag das Bundesverdienstkreuz.

Hilden. Als ihre Mutter Dagmar Hüppelshäuser das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht bekommt, fängt Eva Hüppelshäuser vor Freude an zu weinen.

Ohne die 24-jährige Tochter hätte Dagmar Hüppelshäuser die Auszeichnung am Donnerstag wohl gar nicht erhalten. Denn Eva kam 1985 mehrfach behindert auf die Welt. Seither setzt sich ihre Mutter für integrative Projekte ein. "Die Arbeit habe ich wegen meiner Tochter gemacht. Sie kam von Herzen", sagt die Hildenerin.

"Nachdem ich wusste, dass meine Tochter behindert ist, trat ich dem Verein ’Gemeinsam leben lernen’ in Hilden bei", erinnert sich die 53-Jährige. Seit 1989 ist sie dessen Vorsitzende.

Der erste Erfolg waren integrative Plätze im Ellen-Wiederhold-Kindergarten. Es folgte das Projekt Grundschule. Dem Verein gelang es, 1988 den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern an der Walter-Wiederhold-Schule einzuführen.

20 Jahre später gibt es in Hilden dank Hüppelshäusers Engagement zwei integrative Kindertagesstätten und drei Grundschulen mit je einer Klasse gemeinsamen Unterrichts.

Zum Ende von Evas Grundschulzeit bemühte sich ihre Mutter um die Einführung von Integrationsklassen an weiterführenden Schulen. Dies gelang 1997 - als Schulversuch startete an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule in Langenfeld der integrative Unterricht. Im Jahr2004 folgte das Berufskolleg Mettmann.

Dagmar Hüppelshäusers Arbeit war stets ehrenamtlich und erfolgte neben ihrem Beruf. Die Ökotrophologin arbeitet als Lehrerin an der Wilhelmine-Fliedner-Realschule in Hilden.

Trotz des zeitaufwändigen Engagements fand Hüppelshäuser auch noch Zeit für Familie und Freundinnen. "Sie ist zwar sehr engagiert, aber wir haben dennoch viel Zeit miteinander verbracht. Auch wenn es immer wieder Phasen gab, in denen sie sehr eingespannt war", sagt ihr Ehemann Ralf (50).

Viel Zeit nahm zum Beispiel die Verwirklichung eines Wohnprojektes an der Hochdahler Straße in Anspruch. Mehrere Jahre arbeitete Hüppelshäuser mit ihrem Verein an der Umsetzung. Im Vorjahr konnten 21 Bewohner mit unterschiedlichen Behinderungen in das Wohnhaus einziehen - auch Eva Hüppelshäuser.

"Ihr Einsatz geht weit über das hinaus, was normal ist", sagt der Rechts- und Ordnungsdezernent des Kreises Mettmann, Nils Hanheide. Er überreichte den Orden für den verhinderten Landrat Thomas Hendele. Hüppelshäuser sei es zu verdanken, dass Hilden heute eine behindertenfreundliche Stadt ist, würdigt Bürgermeister Horst Thiele die Arbeit.

Nicht alle Aufgaben waren immer leicht. "Meine Familie und Freundinnen mussten mich auch mal trösten", sagt Hüppelshäuser. So fand sie die Kraft, in vermeintlich aussichtslosen Situationen weiterzumachen.

"Sie hatte immer den Glauben an Projekte, auch wenn wir alle schon den Kopf geschüttelt haben", sagt Renata Rutsatz von "Gemeinsam leben lernen". Auf ihrem Erfolg will sich Hüppelshäuser nicht ausruhen.

"Mit dieser Ehrung endet die Arbeit nicht. Das nächste Projekt steht bereits an." Geplant sei ein Bildband mit den Bewohnern des Wohnhauses. "Er soll sie zeigen, wie sie sind - losgelöst von ihrer Behinderung", sagt Rutsatz.

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