Hilden: Opfer des Zweiten Weltkriegs

Geschichte: Das Stadtarchiv erstellt eine Datenbank über gefallene und vermisste Hildener.

Hilden. 1. September 1939, 49 Kilometer marschiert, bei Bralin erstes Feuergefecht. 2. September1939, 33 Kilometer marschiert. 3. September1939, 37 Kilometer marschiert. 4. September1939, an der Warthe auf feindliche Verteidigungslinien gestoßen, schweres Artilleriefeuer. Mit dieser Eintragung endet das Kriegstagebuch des Infanterie-Soldaten Dietrich Peckhaus. Von einem Granatsplitter getroffen erlag der damals 24-Jährige seinen schweren Verletzungen. Er war kaufmännischer Angestellter bei der Kronprinz AG - und der erste Hildener Soldat, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist.

So detailliert wie das Leben des am 5. November 1937 eingezogenen Peckhaus sind nicht alle Schicksale der gefallenen und vermissten Hildener Soldaten des Zweiten Weltkriegs dokumentiert. Das soll sich ändern. Im Stadtarchiv wird derzeit eine Datenbank erstellt, in der Petra Burgsmüller (49) vor allem "die Informationen über den Menschen hinter dem Soldaten" festhalten möchte. 1604 Namen (inklusive der Zivilopfer) umfasst diese Datei bereits. Möglicherweise sind es noch mehr. Vielleicht auch weniger, denn darunter sind auch 50 Hildener, bei denen sogar noch unklar ist, ob sie vielleicht doch heimgekehrt sind.

Den Einstieg in die Arbeit der Stadtarchiv-Mitarbeiterin lieferte Hildens ehemaliger Büchereileiter und Beigeordneter Heinrich Strangmeier. Seine Datensammlung für ein geplantes "Gedenkbuch der Hildener Opfer des Zweiten Weltkriegs" enthält allein 921 Eintragungen über Hildener Kriegsopfer. Diese von ihm begonnenen Nekrologien enthalten bereits viele persönliche Schilderungen von Angehörigen der Soldaten, die teilweise auch Briefe, Dokumente, Fotos, Todesanzeigen oder Vermisstenmeldungen zur Verfügung stellten.

So ist beispielsweise auch der Tod des Sohnes und Bruders von zwei Hildener Ehrenbürgern dokumentiert: Walter Wiederhold, Sohn des Fabrikanten Walter Wiederhold und Bruder von Hildens ehemaliger Bürgermeisterin Ellen Wiederhold. Von anderen ist nicht mehr als der Name bekannt. Die Informationen darüber hat Burgsmüller in den vergangenen zwei Jahren unter anderem in der Online-Datenbank des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge entdeckt.

Die Daten allein sagen nichts über den Menschen aus. Welche Vorlieben hatte er? Welchen Beruf? Hinterließ er Familie? In welcher Einheit diente er? Antworten auf diese und viele weitere Fragen erhofft sich Burgsmüller aus Dokumenten und Nachlässen, die möglicherweise noch irgendwo vergessen im Keller oder auf dem Dachboden liegen. "Wir suchen alles, was etwas über den Menschen aussagt", so Burgsmüller. Selbst alte Kriegsliteratur, in denen Feldzüge beschrieben werden, können weiterhelfen. Denn darin sind auch die Einheiten genannt, die im Einsatz waren. "Es geht nicht darum, etwas zu glorifizieren, wir wollen die Persönlichkeit dokumentieren", sagt Burgsmüller. Auf Wunsch können die Dokumente nach der Auswertung archiviert werden. Auch die leihweise Überlassung ist möglich.

"In erster Linie wird die Datenbank eine Informations- und Rechercherquelle für die Angehörigen", sagt Burgsmüller. Denn es sei erstaunlich, wie viele Menschen auch 70 Jahre nach Kriegsbeginn noch nach Informationen über Verwandte suchen. Für sie ist wissenswert, dass beispielsweise Ernst Heuser nach nur fünf Monaten im Einsatz als einer der letzten Hildener Soldaten gefallen ist. Erwähnenswert ist auch, dass er verheiratet war, drei Kinder hinterließ, vermutlich im Klärwerk gearbeitet hat und Sänger im Kirchenchor Cäcilia war.

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