Hilden: Martin Luther statt Melchior

Die Krippe, die bis zum 17. Januar in der Erlöserkirche steht, bleibt bei der Figurenwahl dicht an der Bibel.

Hilden. Sanft plätschert der Jordan durch das Heilige Land zum Toten Meer. An seinen Ufern stehen aus der Bibel bekannte Pflanzen wie Zedern, Granatapfel-, Feigen- und Olivenbäumchen. Am Ufer des Sees hat ein Fischer seine Ausrüstung ausgebreitet. "Das ist nicht Petrus", widerspricht Annette Hiemenz der angesichts des biblischen Umfeldes nahe liegenden Schlussfolgerung.

Sie ist die Schöpferin der mittlerweile 73 Figuren, die seit Weihnachten in und an der Krippe in der Erlöserkirche stehen. "Von der Zahl der Figuren und der Fläche her ist es die größte Krippe in Hilden", sagt Pfarrer Joachim Rönsch.

Neben dem Fischer, der an ein Mitglied der Hildener Ufertrampler erinnert, haben sich seit 2003 weitere Milieufiguren zur Heiligen Familie im Stall von Bethlehem gesellt. Verschwunden sind dafür die Heiligen drei Könige. Sie sind von der Krippe in der Erlöserkirche in den Kindergarten nebenan umgezogen. "In der Bibel wird von drei Weisen berichtet, die zur Krippe in Bethlehem kamen", begründet Rönsch den Figurenwechsel.

Dabei wurde allerdings die kontinentale Zugehörigkeit der Weisen berücksichtigt. Statt Caspar, Melchior und Balthasar symbolisieren nun Martin Luther, Mahatma Gandhi und der junge Nelson Mandela die Kontinente Europa, Asien und Afrika.

Ganz ohne die Heiligen drei Könige kommt aber auch die Krippe in der Erlöserkirche nicht aus. Dort werden sie allerdings durch drei Sternsinger symbolisiert. Die Anleihe bei der katholischen Kirche stört den evangelischen Pfarrer nicht, schließlich gehören auch die Sternsänger zur fast 1000-jährigen Krippentradition.

Da auch andere, selten gebrauchte Motive des Krippenbrauchtums unter dem Weihnachtsbaum in der Erlöserkirche zu sehen sind, hält Rönsch fachkundige Erläuterungen für sinnvoll. Die gibt es an den drei ersten Sonntagen im Januar bei der "Musik an der Krippe" (siehe Kasten).

Bis zum 17. Januar bleibt die Krippe in der Kirche an der St.Konrad-Allee stehen. Dann wird sie zurück in den Keller getragen. Bis zum nächsten Advent und mit weiteren Figuren.

Rönsch hat diesbezüglich schon seine Wünsche bei Annette Hiemenz angemeldet: Adam und Eva möchte er gerne noch haben - und einen Weinberg. Und möglicherweise hat sie dann wieder eine Überraschung für den Pfarrer bereit. So wie in diesem Jahr, als sie unerwartet mit einer Figur an der Krippe auftauchte, die große Ähnlichkeit mit Pfarrer Rönsch hat. Einladend weist die Figur mit beiden Armen den Weg zur Krippe, beziehungsweise zur davor aufgestellten Spendendose.

Auch wenn Hiemenz die Pfarrer-Figur wirklich gelungen ist - ihr Lieblingsstück ist sie nicht. Diese Gunst genießt der neue Ochse am Stall von Bethlehem. "Dafür war ich extra auf einem Bauernhof in Niedersonthofen", erzählt sie. Bevor sie sich daran machte, die liegende Tierfigur aus Draht und Cartapesta (eine Art Pappmaschee) zu bauen, betrieb sie im Urlaub Studien am lebenden Objekt - "und abends ging es dann ans Kleistern".

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