Hilden: Klein-Las Vegas an der Itter

Gutachten: Keine andere Stadt in Nordrhein-Westfalen hat so viele Geldspielgeräte je 10000 Einwohner.

Hilden. Die Niedenstraße im Hildener Westen gehört nicht gerade zu den attraktivsten Wohngegenden. Mitten im Gewerbegebiet sind Lastwagen und Lärm keine Seltenheit. Gleichwohl war das Maß voll, als im Frühjahr 2009 dort das Casino Hilden seine Türen öffnete. Anwohner und Spielhallen-Betreiber lagen fortan im Streit über die von den Besuchern ausgehenden Lärmbelästigungen zur nächtlichen Schlafenszeit und an den Wochenenden.

Dieser Streitpunkt könnte bald der Vergangenheit angehören. Der Casino-Betreiber überlegt, den Eingang zur Spielhalle von der Niedenstraße zur rückwärtigen Gebäudeseite zu verlegen. Erste Gespräche darüber hat es bereits gegeben. Allerdings muss auch die Politik noch zustimmen, denn mit der Verlagerung des Eingangs ist auch eine Vergrößerung der Spielhalle geplant. Derzeit stehen dem Betreiber rund 1000 Quadratmeter zur Verfügung. Etwa 400 Quadratmeter würden hinzu kommen, wenn eine derzeit von einem Möbelmarkt genutzte Halle an der Rückseite dem Casino angeschlossen würde.

In die Möbelmarkt-Halle könnte der Spielhallen-Betreiber den neuen Eingangsbereich integrieren. Für die Anwohner würde das bedeuten, dass die Spielhallen-Kunden künftig zwar immer noch an ihren Wohnungen vorbeifahren. Die laufenden Motoren, zufallenden Türen und lauten Gespräche vor der Spielhalle würden sie aber nicht mehr hören, da das Casino-Gebäude dann zwischen ihren Häusern und dem Parkplatz vor dem neuen Eingang steht.

Die gute Nachricht für die Anwohner der Niedenstraße hat aber auch eine Kehrseite: Die Pläne des Casino-Betreibers stehen nicht im Einklang mit dem "Steuerungskonzept Spielhallen". Das hat die Stadt für 15000 Euro bei einem Kölner Gutachter in Auftrag gegeben. Auf Nachfrage der WZ kommt der Gutachter darin zu einer eindeutigen Aussage: "Die Stadt Hilden verfügt bereits heute über einen überdurchschnittlichen Besatz an Vergnügungsstätten, insbesondere Spielhallen."

Die Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH hat im Oktober 2009 den Bestand an Vergnügungsstätten in der Stadt ermittelt. Demnach gibt es sieben Spielhallen mit zusammen 261 Geldspielautomaten. Insgesamt ergibt sich dadurch ein durchschnittlicher Besatz von rund 37 Geräten je Spielhalle. Dieser Wert liegt laut Gutachter deutlich über dem Landesdurchschnitt: In ganz Nordrhein-Westfalen sind es durchschnittlich 14 Geräte je Spielhalle. Vor allem zwei Spielhallen im Las Vegas an der Itter treiben den Wert in die Höhe. Eine steht an der Düsseldorfer Straße, die andere ist das Casino Hilden.

Noch deutlicher wird das Überangebot in Hilden beim Verhältnis zwischen Einwohnerzahl und Anzahl der Geldspielgeräte. Nach Erhebungen des Arbeitskreises gegen Spielsucht gab es im Jahr 2008 im Landesdurchschnitt 18 Geldspielgeräte je 10000 Einwohner. In Hilden sind es rund dreimal so viele: 42 Geldspielgeräte je 10000 Einwohner. Selbst in vergleichbar großen Städte sind es wengier. Der Gutachter empfiehlt daher "vor allem in den Geschäftsbereichen in der Innenstadt und aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation des Einzelhandels eine klare Reglementierung von Vergnügungsstätten". Dies wiederum spricht für die Pläne des Casino-Betreibers.

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