Hilden: „Klein-China“ wird geschützt

Architektur: Für Hildens einzige Siedlung nach den Prinzipien der Gartenstadtbewegung wird eine Erhaltungssatzung vorbereitet.

Hilden. Klein-China soll erhalten bleiben. Warum die ehemalige Arbeitersiedlung an der Kilvertzheide vom Volksmund diesen Namen bekam, ist nicht überliefert. Sicher ist aber, dass die 20 Gebäude an der Ecke zur Grünstraße die einzige Siedlung dieser Art in Hilden sind. Gebaut von der ehemaligen Gemeinnützigen Hildener Aktienbaugesellschaft sind die in den Jahren 1913 und 1914 entstandenen Häuser der hiesige Versuch, die weltweite Gartenstadtbewegung nach Hilden zu übertragen.

Womöglich erhielten die damals für jeweils bis zu vier Familien gebauten Häuser den Namen wegen ihrer damals exotisch anmutenden Architektur mit geschwungenen Mansarden-Dächern und ungewöhnlichen Fensterformaten. Außerdem war die Siedlung damals fern im Osten des Hildener Siedlungsgebietes entstanden. In der Nähe stand nur ein weiteres Gebäude: das Pungshaus. Erst ab dem Ende der 1950er-Jahre wuchs die Stadt an die Siedlung heran.

Um den Charakter dieser für Hilden einmaligen Wohnhäuser zu erhalten, nehmen Studenten der Universität Dortmund die Gebäude genau unter die Lupe. Auf der Grundlage ihrer Untersuchungen wird dann eine Erhaltungssatzung erstellt. "Dabei geht es um viele kleine Details, die erhalten werden sollen", sagt Karin Herzfeld von der Unteren Denkmalbehörde. Auch eine Unterschutzstellung der Siedlung in Gänze durch den Denkmalschutz war angedacht. Allerdings wurde dafür vor allem im Inneren der Gebäude bereits zu viel verändert.

"Der Erhaltungszustand der Häuser zeigt, dass die Hildener Aktienbaugesellschaft damals sehr solide gebaut hat", sagt Herzfeld. Teilweise sind sogar noch die alten Wirtschaftsgebäude erhalten, die zu den Wohnhäusern gehörten. Die wurden früher auch als Ställe genutzt. Denn bei der Gartenstadtbewegung spielte auch die Selbstversorgung eine wichtige Rolle. Die Siedlung bildete daher früher ein eigenes kleines Dorf.

Den Charakter als geschlossene Einheit erhielt die Siedlung auch durch ihre symmetrische Bauweise. Zur völligen Symmetrie fehlen allerdings zwei Häuser, deren Bau vermutlich durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs gestoppt wurde. Dennoch ist die Grundidee der damaligen Bauherren noch heute zu erkennen: Die Siedlung öffnet sich wie ein Trichter zur Natur hin. Allerdings ist heute der dadurch entstandene Innenhof durch Garagen verstellt - und quer durch die Natur rauscht die S-Bahn.

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