Hilden: Gefragt, begehrt – aber schlecht bezahlt

Durch die neuen Gesetze ist die Nachfrage nach Tagesmüttern weiter gestiegen.

Hilden. Vater und Mutter sind berufstätig, wer kümmert sich um die Kinder? Die Schule, Kindergärten oder Tagesmütter. Rund 45 Tagesmütter können vom Hildener Jugendamt vermittelt werden, dazu kommen freiberufliche Tagesmütter. "Das sind definitiv zu wenig", sagt Beatrix Buchholz von der Evangelischen Erwachsenenbildung. Die Nachfrage ist viel größer. Das weiß auch Claudia Brink, die als Leiterin des Familienzentrums an der Erlöserkirche ebenfalls Tagesmütter vermittelt: "Wir können nicht alle Nachfragen bedienen."

Eine Änderung des Sozial-Gesetzbuches zum Jahresbeginn war nicht gerade hilfreich, den Mangel zu beheben. Dadurch ist nun nicht nur eine Qualifizierung vorgeschrieben, die Tätigkeit wurde auch versicherungspflichtig - sofern im Monat mehr als 360 Euro verdient werden. Abzüglich aller Abgaben bleibt dann gerade einmal die Hälfte übrig. Wer will schon für einen Euro Stundenlohn arbeiten?

Zum Beispiel Yvonne Dettmers (39), die seit vier Jahren fremde Kinder betreut. Bis zum Jahreswechsel gab es für die Hildenerin kaum etwas auszusetzen an dieser Beschäftigung. Dann trat die Änderung des Sozial-Gesetzbuches in Kraft, die für sie vor allem finanzielle Verluste brachte. Und auch Renate Hancke (46) ärgert sich über den staatlichen Griff in ihr Portmonee: "Dafür lohnt es sich kaum noch zu arbeiten. Die Kinderbetreuung ist schließlich nicht mein Hobby."

Drei Euro zahlt ihr das Hildener Jugendamt pro Stunde und Kind. Dazu kommen durchschnittlich zwei bis drei Euro von den Eltern der Pflegekinder. Um nicht für einen Hungerlohn arbeiten zu müssen, achtet Hancke darauf, nicht über die 360 Euro zu kommen. "Das ist natürlich schlecht für die Eltern", sagt die Tagesmutter.

Das enge Zeitfenster steigert aber auch den Bedarf an zusätzlichen Tagesmüttern. Und trotz der steuerlichen Verschlechterung betrachten die beiden Tagesmütter ihre Tätigkeit immer noch als gute Möglichkeit zum Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Familienphase. So hat es auch Renate Hancke gemacht, die früher in einem Büro gearbeitet, sich dann ihren zwei Kindern gewidmet und anschließend drei Tageskinder in Pflege genommen hat. Für sie wäre es schon eine Verbesserung, wenn ihre Tätigkeit mehr Anerkennung finden würde. "Dann wäre auch die Bezahlung besser", ergänzt Yvonne Dettmers den Wunsch.

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