Hilden: Fabry-Jahr 2010

Der Hildener Chefarzt Dr.Hans Bayer-Helms wagt eine Zeitreise zu Wilhelm Fabry.

Hilden. Zeitreisen wird es nie geben. Würden spätere Generationen eine Möglichkeit finden, zwischen Vergangenheit und Zukunft zu pendeln, hätten sie uns längst besucht. Trotzdem ließ sich Dr. Hans Bayer-Helms, Chefarzt am St. Josefs Krankenhaus, auf das Experiment einer Zeitreise ein.

Zum runden Geburtstag des Wilhelm-Fabry-Museums, das am Mittwoch vor 20 Jahren eröffnet wurde, wagte der Chirurg das Experiment, sich auf ein Treffen mit Hildens berühmtesten Sohn einzulassen: Wilhelm Fabry, Begründer der modernen Chirurgie.

Die Mediziner verbindet nicht nur der Beruf, beide feiern nächstes Jahr einen runden Geburtstag: Dr. Bayer-Helms wird 50 Jahre, Fabry wurde vor 450 Jahren geboren. Was hätten sich die beiden Ärzte wohl zu sagen gehabt? Mit Hilfe von Museumsleiter Wolfgang Antweiler zeichnete unsere Redaktion das folgende fiktive Gespräch auf:

Dr. Bayer-Helms: Auch ich grüße Sie, Herr Kollege. Aber wir müssen das Gespräch auf Deutsch fortführen. Ich habe nie Latein gelernt.

Fabry: Ein Mediziner, der des Lateinischen nicht mächtig ist? Saget mir, wie führet Ihr denn Konversation mit auswärtigen Kollegen?

Dr. Bayer-Helms: Wir benutzen in meiner Zeit zwar noch lateinische Fachbegriffe. Bei internationalen Kongressen ist aber Englisch die gebräuchliche Sprache.

Fabry: Nun denn. So berichtet mir doch, wie steht es um die ärztliche Kunst in Eurer Zeit?

Dr. Bayer-Helms: Nicht nur das. Die von Ihnen entwickelten medizinischen Instrumente werden vom Prinzip her auch heute noch eingesetzt. Eine Säge bleibt schließlich eine Säge. Wir brauchen sie nur seltener, weil nicht so häufig amputiert wird.

Dr. Bayer-Helms: Das will ich gar nicht bestreiten. Nur haben Chirurgen in meiner Zeit ein viel größeres Wissen. Wir kennen die Infektionswege der meisten Krankheiten und können sie dadurch verhindern oder frühzeitig bekämpfen.

Dr. Bayer-Helms: Nein, so weit sind wir noch lange nicht. Auch in meiner Zeit gibt es für Chirurgen noch Rätsel. Bei einigen Tumoren, die wir Krebs nennen, kennen wir zwar viele mögliche Auslöser. Wir wissen aber nicht, warum sie bei dem Einen zum Ausbruch führen und beim Anderen nicht.

Dr. Bayer-Helms: Unser Wissen über die Funktionen im Körper ist größer geworden. Aber Sie würden bei einer Operation in meiner Zeit verstehen, was wir da machen - und auch die Gründe, warum wir es machen.

Dr. Bayer-Helms: Bestimmt nicht. Ehre wem Ehre gebührt. Einen Arzt wie Sie, den gibt es in meiner Zeit nicht mehr.

Dr. Bayer-Helms: Sie haben fast alles behandelt und operiert. In meiner Zeit gibt es viele Spezialisten, die sich in ihren Fachbereichen bestens auskennen, aber keinen Allgemein-Chirurgen wie Sie. Ihr Wissensvorsprung gegenüber Ihren Zeitgenossen ist in meiner Zeit unvorstellbar. Sie waren Ihren Kollegen zu Ihrer Zeit weit voraus.

Dr. Bayer-Helms: Auch in meiner Zeit ist manchmal selbst der beste Chirurg machtlos. Für mich ist schon unverständlich, dass zu Ihrer Zeit überhaupt eine Operation gelingen konnte. Es ist faszinierend, was Sie damals mit den eingeschränkten Möglichkeiten behandeln konnten.

Dr. Bayer-Helms: Nun, um die Steuerfreiheit beneide ich Sie.

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