Hilden: Die Spanier im Losglück

Kolpinghaus: Nur ein Kulturverein kann in die Gaststätte ziehen. Die Portugiesen gehen leer aus.

Hilden. Es dauert nur ein paar Sekunden. Ein Griff von "Glücksfee" Monsignore Ulrich Hennes in die Urne, die sonst für die geheimen Wahlen im Rat genutzt wird. Dann öffnet er das Döschen, faltet den Zettel auseinander und liest vor: "Spanischer Verein." Die Entscheidung ist gefallen. Andres Calcerrada Iglesias und seine Mitstreiter vom Spanischen Familienverein dürfen demnächst in die ehemalige Gaststätte des Kolpinghauses ziehen. Die Portugiesische Gemeinde, die ebenfalls ein Auge auf die Räume geworfen hatte, geht leer aus.

Eine Entscheidung im Losverfahren? Die gab’s in Hilden noch nie. "Uns und den Vereinen ist nichts Besseres eingefallen", hatte der 1.Beigeordnete Horst Thiele vorab eingeräumt. Und auch Bürgermeister Günter Scheib betonte Mittwochabend die Notwendigkeit dieser ungewöhnlichen Aktion. Man fordere ein bisschen das Glück heraus. "Aber es gab für uns keinen Grund, einen Verein vorzuziehen." So hatten beide Kandidaten zumindest die Fifty-Fifty-Chance.

Paulo Nascimento (31), Vorsitzender der Portugiesen, nimmt die Niederlage fair. "Das ist Schicksal. Das ist nicht schlimm." Auch sein Gegenüber Calcerrada Iglesias (29) hält sich mit Triumphgefühlen zurück. "Es gibt ja keine Differenzen zwischen uns. Viele Mitglieder kennen sich seit Jahren."

Dass die Tage im Reichshof für die Vereine gezählt sind, steht seit langem fest. Vor allem für den Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM), der bislang ebenfalls im Reichshof untergebracht ist, hatte die Stadt der Kolpingsfamilie deren Gebäude an der Kirchhofstraße abgekauft. Der SKFM ist Hauptmieter, wird dort unter anderem mit seiner Tafel und der Schuldnerberatung einziehen. Der Spanische Familienverein und die Portugiesische Gemeinde wollten in die Gaststätte. Die ist zwar seit längerem nicht mehr genutzt worden, aber noch voll funktionsfähig - inklusive einer kompletten Küche. Denn beide Klubs bieten Gastronomie an.

Andres Calcerrada Iglesias freut sich nun, das Angebot professioneller aufziehen zu können. "Der Standort ist wunderbar." Für beide Vereine ist dort allerdings kein Platz, eine abwechselnde Nutzung schied von Vorneherein aus. Die Stadt hat alternativ Räume im zweiten Geschoss angeboten. Doch die eignen sich nur bedingt als Vereinslokal. "Wir nehmen die natürlich erst einmal, aber jetzt ist alles wieder offen. Wir suchen weiter", sagt Nascimento.

Währenddessen kann der Spanische Familienverein fleißig Pläne schmieden. "Wir wollen unser Lokal weiter als Treffpunkt für Familien ausbauen", sagt der Vorsitzende. Spanier nicht nur aus Hilden sollen angesprochen werden. Die Noch-Nachbarn um Nascimento haben noch bis Jahresende Zeit, ein neues Lokal zu finden.

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