Hilden: Detektiv in der Familien-Hilfe

Rathaus: Der Leiter der Psychologischen Beratungsstelle, Reinhard Mühlen (59), geht nach 34Jahren in den Ruhestand.

Hilden. Der Abschied wirdihm schwer fallen. 34 Jahre lang hat Reinhard Mühlen die PsychologischeBeratungsstelle geleitet, am Montag ist sein letzter Arbeitstag: Der59-Jährige geht in Altersteilzeit. "In den vergangenen Wochen habe ichviele letzte Male erlebt, da wird man schon mal traurig. Der Kontakt zuden Menschen und meinen Mitarbeitern wird mir fehlen", sagt er. "Ichmache meine Arbeit bis heute gerne."

Wer den Leiter der Psychologischen Beratungsstelle über seine Arbeitsprechen hört, kann gar nicht verstehen, warum es ihn in den Ruhestandzieht. "Na ja, ich bin Beamter und habe eine 40-Stunden-Woche. Das wirdim Alter immer mühsamer", sagt er. In den vergangenen fünf Jahren hater bei reduziertem Gehalt Vollzeit gearbeitet und wird in den kommendenfünf Jahren weiter ein reduziertes Gehalt erhalten, aber nicht mehrarbeiten. "Es wäre nicht möglich gewesen, dass ich als Leiter nurhalbtags arbeite", sagt Mühlen.

1976 ist der gebürtige Wuppertaler nach Hilden gekommen und bautedie Beratungsstelle an der Kirchhofstraße auf. Die war damals noch eineEinrichtung des Kreises Mettmann. "Als ich kam, war sie noch einRohbau. Ich hatte das Glück, dass ich sie räumlich und fachlich nachmeinen Vorstellungen aufbauen konnte", sagt Mühlen. In derBeratungsstelle waren schulpsychologischer Dienst undErziehungsberatung getrennt, Mühlen übernahm die Leitung von Letzterem.

Seit 1996 ist die Einrichtung mit ihren 5,8 Stellen als Erziehungs-,Familien- und Schulpsychologische Beratung bei der Stadt angesiedeltund in der fünften Etage des Rathauses untergebracht. "Wir sind immerdann zuständig, wenn Kinderärzte, Eltern, Lehrer oder Erzieherpsychologische Auffälligkeiten bemerken oder mit den Kindern nicht klarkommen", sagt Mühlen. Auch als Leiter der Dienststelle ist er in derBeratung tätig. "Das ist mir immer ein großes Anliegen gewesen, es istja schließlich auch meine Profession."

Nach dem Abitur stand Mühlen vor der Entscheidung, ob er Pädagogikoder Psychologie studieren soll: Er wählte die Psychologie, weil er sieals Wissenschaft spannend fand. Nach dem Studium zog es ihn in dieErziehungsberatung. "Sie bietet das breiteste Spektrum. Die Arbeit istnie langweilig. Ich muss - wie ein Detektiv - bei jedem Fall aufs Neueerforschen, was die Probleme sein könnten", sagt Mühlen. Im Laufeseiner 34-jährigen Arbeit hat er vielen Familien geholfen. "Ab und zukommt es vor, dass ich heute die Kinder der Eltern betreue, die bei mirvor 25 Jahren als Kinder waren."

So schwer ihm der Abschied fällt, freut er sich doch auch auf seinenRuhestand. "Meine Frau und ich konnten unseren Ruhestandglücklicherweise synchronisieren." Die beiden sind einem Chorbeigetreten. "Die Musik wird generell eine Rolle spielen." Mühlenspielt Klavier und hofft, jemanden zu finden, mit dem er Jazz-Musikmachen kann.

Ganz wird er sich von seiner Arbeit aber wohl nicht trennen. So wirder seinen Nachfolger, der noch nicht feststeht, einarbeiten. Ingeringem Umfang möchte er auch Beratung für pädagogische Fachkräfteanbieten. "Wie es weitergeht, weiß ich nicht. Ich bin mal gespannt, obmeine Arbeit mir weiter wichtig sein wird." Kontakt zu seinen Kollegenmöchte er auf jeden Fall halten. Von ihnen und seinen beruflichenWegbegleitern wird sich Reinhard Mühlen am Mittwoch im Bürgerhausverabschieden.

persönlich Reinhard Mühlen wurde am 29. März 1950 geboren. Er wuchs in Wuppertal auf. Er ist seit 25 Jahren verheiratet und lebt mit seiner Frau in Ratingen.

beruflich In Bonn studierte Mühlen Psychologie. Dort promovierte er auch. Danach arbeitete er kurze Zeit in einer Beratungsstelle des Kreises Mettmann in Ratingen. 1976 wurde er Leiter der Erziehungsberatung an der Kirchhofstraße in Hilden. Nachdem 1996 die Zuständigkeit vom Kreis Mettmann auf die Stadt übertragen wurde, zog die Psychologische Beratungsstelle ins Rathaus.

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