Hilden: Das Spiel mit der Sucht

Das Interesse der Betreiber von Spielhallen nach einem Standort in Hilden hat deutlich zugenommen.

Hilden. Sobald eine größere Immobilienfläche in Hilden frei wird, stehen sie auf der Matte: Spielhallen-Betreiber. Die scheinen angesichts der sechs derzeit vorhandenen Einrichtungen dieser Art (voraussichtlich im April kommt an der Niedenstraße eine siebte Halle hinzu) noch eine Unterversorgung in Hilden ausgemacht zu haben. Aktuell wird sich der Stadtentwicklungsausschuss am Mittwoch mit dem Wunsch befassen, am kleinen Warrington-Platz eine Spielhalle zu eröffnen. Dem wird aber wohl nicht stattgegeben, denn "eine Zunahme an Spielhallen und anderen Vergnügungsstätten ist nicht im Interesse einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung", heißt es dazu in der Sitzungsvorlage der Verwaltung.

"Vier oder fünf Spielhallen-Betreiber haben wir in den vergangenen Monaten abgewehrt", sagt der Technische Beigeordnete Horst Thiele. Dabei sind der Stadt allerdings die Hände gebunden. In der Nähe von Schulen und an stark frequentierten Schulwegen kann das Ordnungsamt die Konzession verweigern. An anderen Standorten - wie am kleinen Warrington-Platz - kann die unerwünschte Nutzung über eine Änderung des Bebauungsplanes verhindert werden.

Gänzlich ausschließen kann die Stadt die Ansiedlung weiterer Spielhallen aber nicht. Aber zumindest soll ein Wildwuchs verhindert werden. Deshalb stehen 15000 Euro im Haushaltsplanentwurf. Damit soll ein Gutachter bezahlt werden, der einen "Rahmenplan Spielhallen" erstellen soll. Damit kann die Anzahl geregelt und die möglichen Standorte festgelegt werden.

"Das ist gut, damit kein Wildwuchs entsteht", sagt Henning Klöppelt (62), der die Suchtberatungsstelle der SPE Mühle an der Marktstraße leitet. Er könne verstehen, wenn sich eine Stadt dagegen wehrt, "dass ganz bestimmte Angebote überhand nehmen". Allerdings räumt er auch ein, dass es bei diesem Abwehrversuch vermutlich mehr um die Interessen der betroffenen Nachbarn, denn um die Sorge einer möglichen Förderung der Spielsucht.

"Ich bin gegen alles, was Sucht fördert", sagt Klöppelt, aber das krankhafte (pathologische, wie der Experte sagt) Suchtverhalten sei in Hilden nicht das größte Problem. Gerade einmal zwei Spielsüchtige seien im vergangenen Jahr in seine Beratungsstelle gekommen, die er nach Düsseldorf in eine Fachambulanz vermittelt habe. "Das sind sicherlich nicht alle", weiß Klöppelt, "denn es ist schwer, einen Spielsüchtigen überhaupt zu identifizieren". In der Regel fällt ein Spieler nicht auf, wenn er die Kontrolle über sein Verhalten verloren hat.

Gleichwohl sei es gut und wichtig, dass in Hilden viel im präventiven Bereich gemacht werde. "Vor allem im Jugendbereich gibt es viel Unterstützung und Förderung", sagt Klöppelt. Dies allein reiche aber nicht aus. Er appelliert deshalb an die soziale Verantwortung: "Jeder kann dazu etwas beitragen, denn Prävention fängt bei jedem Einzelnen an." Und das gelte für jegliche Form der Sucht.

In diesem Punkt macht er keinen Unterschied zwischen Spielsüchtigen und anderen Suchtkranken. Es seien nur unterschiedliche Symptome, aber in jedem Fall ein "Kontrollverlust über den Suchtstoff". Und dabei seien Spielhallen nur die Spitze des Eisbergs, denn "eine Lotto-Annahmestelle ist im weitesten Sinne auch eine Spielhalle". Auch wenn das Klientel einer Spielhalle sich von den Kunden einer Annahmestelle unterscheide. Die Gefahr, die von beiden insbesondere für Jugendliche ausgehe, unterscheide sich nicht - "sofern die Spielhallen ihrer Aufsichtspflicht nachkommen". Die eigentliche Gefahr lauert an ganz anderer Stelle: im Internet. Dort sei der Zugang viel einfacher und viel anonymer.

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