Hilden: Begegnungen im Gotteshaus

Katholische, evangelische und apostolische Gemeinde luden in ihre Kirchen ein.

Hilden. Eine ganze Nacht lang die Kirchen offen zu halten, Besucher einzuladen - das heißt nicht, dass jede Tür offen wäre. An der Reformationskirche rütteln Besucher vergeblich am bronzenen Südportal mit den Reliefs von Ulrich Henn.

Zur Nacht der offenen Kirchen gewährt nur die links um das Bauwerk herum gelegene Tür (nahe der Eisengasse) Zugang in das von Gesang erfüllte Gotteshaus. Anlass war die erste Nacht der offenen Kirchen, zu der amFreitagabend die Gemeinden aller christlichen Glaubensrichtungen einluden.

An der Mittelstraße boten die katholische Pfarrkirche St. Jacobus und die evangelische Reformationskirche ein kulturelles und geistliches Programm.

Im gut gefüllten, mächtigen Bau am Alten Markt schafft der Gospelchor "Joyful Voices" einen musikalischen Rahmen um Geschichten aus der Bibel. Für die Lesung haben die Autoren Geschehnisse aus der christlichen Schrift in moderner Sprache neu erzählt. Wie die Begebenheit um Abraham, der seinen Sohn Isaak opfert.

"Wir wollten sehen, ob wir die Geschichten erkennen", sagt Besucherin Ursula Hesse. Die Hildenerin und ihr Mann Wolfgang sind in die Reformationskirche gekommen, weil es ihre Gemeindekirche ist.

Den Gospelchor mögen beide gern, hören ihn oft im Gottesdienst. Auch Rainer Wagner ist fasziniert: "Erstaunlich, wie plastisch die Geschichten mir vorkamen." Er lese sehr gern in der Bibel. Der Katholik möchte in der Kirchennacht die Gemeinschaft mit den evangelischen Mitchristen erleben.

Zwischen den Programmpunkten wandern kleine Gruppen von Besuchern die paar Meter zwischen den Kirchen durch die Fußgängerzone. Vor St. Jacobus haben die Frauen vom Ortsausschuss der Gemeinde einen Pausenimbiss gerichtet: Wein, Wasser und Brot. Die Bilderausstellung in ihrer Kirche haben sie noch nicht gesehen: "Es ist zu viel zu tun", sagt Annette Knelange-Marx. Später will sie kurz nach St.Marien hinüberfahren.

Die Bilder der Ausstellung in St. Jacobus hat die Malerin Brigitte Loschert zum Hohelied der Liebe gestaltet, einem Buch aus dem alten Testament. Besucher Heidi und Wolfgang Ewers sind aus Solingen gekommen, weil Familienmitglieder hier Musik machen. "Das Künstlerische hat uns hergebracht", sagen beide.

Wie viele Besucher zu den Gottesdiensten kommen, und ob die Nacht der Kirchen Interesse zu wecken vermag, möchte Pfarrvikar Franz Werhahn nicht sagen: "Die Kirche ist präsent, schon durch unsere Lage in der Innenstadt. Aber nur eine Minderheit kommt zu uns."

Liedtexte aus dem Gesangbuch und Bibellesungen sind zu den Bildern zu hören, dazu Gedichte von Rilke, Mörike und Heine. Ausklang ist gegen Mitternacht mit einem gemeinsamen Gebet in allen Kirchen Hildens.

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