Hilden: Appetit auf mehr Miteinander

Islam: Auch beim Fastenbrechen in Hilden war das Buch von Thilo Sarazzin ein Thema.

Hilden. Bevor sie am Mittwoch das Ende des Fastenmonats Ramadan feiern, luden die Gemeindemitglieder des Türkischen Arbeitnehmervereins Hilden und Umgebung am Dienstagabend zum Fastenbrechen ein. Der Speisesaal im Erdgeschoss der Emir-Sultan- Moschee an der Otto-Hahn-Straße war zum Bersten voll - so viele Besucher, deutsche wie türkische, waren der Einladung von Erhan Akyol gefolgt. "Bei diesem gemeinsamen Fastenbrechen möchten wir den Dialog zwischen den Kulturen sowie einen gegenseitigen Austausch ermöglichen", sagt Akyol, Vorstand der Gemeinde. Ein solches Treffen solle die Voraussetzung für ein friedliches, multikulturelles Leben in Hilden schaffen.

Vor dem Essen - es gibt scharfe Linsensuppe, Gulasch vom Rind mit Reis und Salat sowie einen türkischen Nachtisch namens Tulumba Tatlisi - hält Gökhan Tokgün einen Vortrag zum Ramadan. "Wer glaubt, wir würden während der Fastenzeit nur auf der Couch liegen, der irrt", sagt der junge Mann. Vielmehr gehen die Muslime ihrem täglichen Leben und seinen Aufgaben nach.

Akyol und Vorstandskollege Emel Kücüksüslü begrüßen die Gäste, schütteln Hände, stellen Fragen nach Gemüts- und Gesundheitszustand. Deutsche und Türken, sie kennen sich in Hilden. Jürgen und Nicole Lamboy wohnen wenige Hundert Meter entfernt, also Haus an Haus mit der Gemeinde - oder: türkische Moschee an deutschem Einfamilienhaus. "Noch beim Bau der Moschee wurden wir hineingebeten, um uns alles anzusehen", sagt Nicole Lamboy, als sie sich an die ersten Treffen mit den damals neuen Nachbarn erinnert.

"Niemand kann den türkischen Mitmenschen hier vorwerfen, dass sie sich verschließen oder nicht integrieren wollten", sagt Jürgen Lamboy. Umso mehr ärgert es Akyol, dass immer wieder Vorwürfe gegen die Türken in Deutschland erhoben werden: "Thilo Sarrazin beleidigt Muslime wie uns. So wird er die Integration sicher nicht voranbringen." Ist seine Gemeinde ein Gegenbeispiel für Sarrazins Aussagen? "Ja, bestimmt. Wir haben auch heute wieder Vertreter der evangelischen Kirche sowie Leiter von Schulen und Kindergärten hier", sagt Akyol weiter.

Gudrun und Rolf Wilde sind zum ersten Mal bei einem Fastenbrechen und der anschließenden Moschee-Führung dabei. "Wir sind sehr froh, heute hier sein zu dürfen", sagt Rolf Wilde. Um sich einander anzunähern, "müssten sich beide Seiten, sowohl die Deutschen, als auch die Türken, mehr öffnen", glaubt er. In Hilden sei das schon vorbildlich gelungen.

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