Hausärzte in Langenfeld und Monheim Neubürger müssen Hausärzte anfragen

Langenfeld/Monheim · Auch wenn Patienten oft einen anderen Eindruck haben: In Langenfeld und Monheim gibt es zurzeit keinen Mangel an Hausarztpraxen. Die Demografie der Mediziner bereitet der Kassenärztlichen Vereinigung jedoch Bedenken.

 Auch in Städten könnte in absehbarer Zeit ein Mangel an Allgemeinmedizinern drohen.

Auch in Städten könnte in absehbarer Zeit ein Mangel an Allgemeinmedizinern drohen.

Foto: dpa/Benjamin Ulmer

(mwie) Wer an einen neuen Wohnort gezogen ist, unerwartet krank wird und einen Arzt braucht, bleibt nicht selten vor verschlossenen Praxistüren stehen: In nicht wenigen Hausarztpraxen gilt zurzeit ein Aufnahmestopp und nur diejenigen, die bereits Patienten der Praxis sind, werden behandelt. Neuzugezogene, die sich an ihrem neuen Wohnort noch keinen Hausarzt gesucht haben, müssen im Ernstfall oft mehrere Praxen fragen, bis sie eine finden, die noch neue Patienten aufnimmt.

In wie vielen Praxen in Langenfeld und Monheim zurzeit ein Aufnahmestopp gilt, konnte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein nicht sagen. Manche Praxen nehmen auch zurzeit nur keine neuen Patienten auf, die nur zu Hause behandelt werden können: „Wir machen relativ viele Hausbesuche und haben hier unsere Kapazitätsgrenze erreicht“, erklärt die Monheimer Ärztin Dr. Franziska Peters. „Patienten, die in die Praxis kommen, werden grundsätzlich angenommen.“

Die ärztliche Versorgung eines bestimmten Gebietes plant der Gemeinsame Bundesausschuss von Kassenärztlicher und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung, Krankenhausgesellschaft und Spitzenverband der Krankenkassen. Laut der aktuellen Bedarfsplanung soll pro 1671 Einwohner ein Hausarzt bereit stehen. Die Zahl kann jedoch je nach Alter und Krankheitsanfälligkeit der Bevölkerung variieren.

Gemäß dieser Kriterien ist derzeit keine Stadt im Kreis Mettmann unterversorgt. Den höchsten Versorgungsgrad im Kreis hat Monheim mit 103 Prozent. Mit 27 Allgemeinmedizinern und nur zwei offenen Arztstellen gibt es für die rund 42 000 Einwohner rein rechnerisch sogar eine leichte Überversorgung. In Langenfeld gibt es 38 Ärzte und Platz für vier weitere; das ist, genau wie in Erkrath, eine 100-prozentige Versorgung. Den niedrigsten Versorgungsgrad im Kreis hat Heiligenhaus mit nur 77 Prozent. Dort sind 13 Hausärzte ansässig und sechs neue können sich noch niederlassen. Ein Bereich gilt erst dann als unterversorgt, wenn der Versorgungsgrad unter 75 Prozent fällt.

KVNO: Arzt darf Patienten nur
in begründeten Fällen ablehnen

Laut Thomas Petersdorff, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), darf ein Arzt mit Kassenzulassung die Behandlung eines gesetzlich versicherten Patienten nur in begründeten Fällen ablehnen. Ein Grund dafür könne eine Überlastung der Praxis-Kapazitäten sein, die nur dadurch behoben werden kann, dass die Praxis den Patienten an einen anderen Arzt verweist. Wann die Kapazitätsgrenze einer Praxis erreicht ist, könne man jedoch nicht pauschal festlegen, sondern sei immer eine Einzelfallentscheidung.

Trotz der zurzeit guten allgemeinmedizinischen Versorgung des Kreises Mettmann „sehen auch wir vor allem perspektivisch Handlungsbedarf, um zumindest das heutige Hausarzt-Versorgungsniveau zu halten, nach Möglichkeit sogar zu verbessern“, berichtet Petersdorff. Man stehe zunehmend vor der Herausforderung, ausreichend ärztlichen Nachwuchs sicherzustellen. Dies sei jedoch ein bundesweites Problem. Für Nachwuchs-Mediziner gebe es nicht nur eine große Auswahl an Alternativen, zum Beispiel in der Wirtschaft, in der Forschung oder in Kliniken, „sondern viele tendieren auch mit Blick auf ihre Familiensituation und eventuell den Arbeitsplatz des Partners oftmals zu einer Tätigkeit in Städten und zu einem Beschäftigungsverhältnis in Teilzeit.“

Petersdorff plädiert für ein Zusammenspiel von Ärzten, Kassen, Kommunen und Gesundheitspolitik, um künftig mehr Medizin-Absolventen für eine Niederlassung zu gewinnen. Potenzielle Praxisstandorte müssten auch familienfreundlich werden, weil die Entscheidung für eine Niederlassung normalerweise eine sehr langfristige sei. „Wir haben die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte im Blick.“ Zum Beispiel fördert die KVNO die Weiterbildung und Niederlassung von Hausärzten unter bestimmten Voraussetzungen finanziell und plädiert auch für mehr Medizin-Studienplätze. Außerdem unterstützt sie Medizinstudenten bei Praktika in Landarzt-Praxen.