Haus Graven: Burgherren auf Zeit gesucht

Am Sonntag präsentierte sich das Haus Graven facettenreich. Helfer für den Betrieb werden gesucht.

Langenfeld. Wenn man es richtig anstellte, könnte man bestimmt die Rittersleute und Burgfräulein unter den Besuchern sehen. Wenn man die Augen zusammen kniffe, den Kopf etwas schräg hielte — man sähe statt der Anoraks und Regenschirme ganz sicher einige eiserne Lanzen und weite Gewänder.

Am Sonntag präsentierte sich Haus Graven durch Hagelschauer frisch gewaschen zum ersten Mal der Öffentlichkeit. „Drei Monate hat die intensive Vorbereitung gedauert“, sagt Juliane Kreutzmann vom Vorstand des Fördervereins.

Schon eine Stunde nach Beginn ließen es hunderte Besucher es eng werden vor der Bühne und in den schmalen Gängen der Burgflügel. „Als Schüler mussten wir zum Ausflug hier her, jetzt kommen wir freiwillig“, sagte Heinrich Sonntag. Mit seiner Frau Christel besucht er die Wasserburg, weil sie auf einem alten Bauernhof in Langenfeld wohnen: „Alte Substanzen sind schön. Wir wissen zu schätzen, was hier erarbeitet wurde.“ Christel Sonntag hätte gern mehr darüber erfahren, wie die Leute früher auf der Burg gelebt haben. Für intime Einblicke interessiere sie sich besonders, etwa für die vielen Badezimmer, die im Südflügel sein sollen.

Im roten Jagdzimmer begann die Bilderausstellung mit Werken von Ewald Platte. Der Künstler werde oft dem Expressionismus zugerechnet, habe aber in vielen Stilen gemalt, erklärte Ingo Henckels vom Vorstand der Langenfelder Abteilung des Bergischen Geschichtsverein und Platte-Kenner. Ein Selbstporträt zeigte ein ausgemergeltes Gesicht unter einem schwarzen Filzhut: „Er war immer ein armer Schlucker, auch wenn er heute teuer ist“, sagte Henckels. Ein Pferdebild, das an den Stil des Malers Franz Marc erinnert, hängt über dem Kamin im Jagdzimmer: „Das ist einen sechsstelligen Betrag wert.“

Auf dem halboffenen Hof boten Musikgruppen ein Programm, darunter die Musikschul-Ensembles unter Leitung von Wilfried Schwarz. Im Turmzimmer erzählte die Langenfelder Geschichtsexpertin Annelies Rejek zwischen alten Fotos, Luftbildern und Landkarten Historisches zu den Grafen von Mirbach und den Napoleonischen Kriegen. „Wir suchen immer noch weiteres Material“, sagte Kreutzmann.

Der Große Salon im Erdgeschoss soll als Veranstaltungsraum für Firmen, Geburtstage und Hochzeiten dienen. Der Cateringservice zeigt mit eingedeckten Tischen, wie prachtvoll die Feier aussehen könnte. „Die haben einen Vertrag über zwei oder drei Jahre mit uns. Wir wollen, dass es immer die gleichen sind“, sagte Kreutzmann. In den neu eingerichteten Burgstuben servierte die Gastronomie Kartoffeln mit Stippe zum Kaffee.

„Wir suchen noch dringend Helfer“, sagte Kreutzmann. Die bestehenden Öffnungszeiten an den Wochenenden würden allein von Ehrenamtlichen gewährleistet. Wer sich als Burgherr auf Zeit beteiligen möchte, könne sich an den Verein wenden.

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