Friedhofskapelle steht auf der Abrissliste

Viele Reusrather sind traurig über den Abriss der Kapelle am evangelischen Friedhof. Aber es gibt noch andere Probleme — etwa, dass Bestattungsgebühren ins Uferlose steigen.

Friedhofskapelle steht auf der Abrissliste
Foto: Matzerath

Langenfeld. Nach Gemeindezentrum und Johanneskirche an der Stettiner Straße steht nun auch die Kapelle am evangelischen Friedhof in Reusrath auf der Abrissliste. „Das wird zwar noch nicht im nächsten Jahr der Fall sein“, sagt Pfarrerin Annegret Duffe bedauernd, „aber danach bestimmt.“ Die Unterhaltungskosten der Kapelle seien zwar mit 5000 Euro im Jahr nicht horrend. Für eine dringend nötige Restaurierung habe die Gemeinde aber kein Geld. Das Gebäude ist mittlerweile älter als 50 Jahre. „Wir können an der Stettiner Straße nicht Kirche und Gemeindezentrum schließen und in Reusrath Geld in eine Friedhofskapelle stecken, obwohl es 100 Meter weiter eine Kirche gibt“, stellt Duffe fest, wenngleich sie bedauert, dass gehbehinderte ältere Menschen bald einen Umweg in Kauf nehmen müssen.

Die Kapelle wurde bisher bei den meisten der rund 50 Beerdigungen im Jahr genutzt. „Wir haben aber wichtigere Anliegen, als hier zu investieren. Wir müssen die Menschen bezahlen, die in der Gemeinde arbeiten“, sagt Annegret Duffe. Denn auch im Personalbereich sei schmerzlich gekürzt worden. „Die zunehmenden Kirchenaustritte zwingen uns zum Sparen“, sagt sie.

Für Rainer Müller, Senior im gleichnamigen Langenfelder Beerdigungsinstitut, ist die Schließung der Kapelle in Reusrath nur das Tüpfelchen auf dem „I“. „Ich bekomme die Enttäuschung und das Entsetzen der Bürger hautnah mit“, sagt Müller. Letzteres betreffe nicht nur die Kapelle, sondern auch die drastisch steigenden Kosten für Bestattungen auf den beiden evangelischen Friedhöfen.

„Während die Stadt Monheim die Bestattungsgebühr für das Kolumbarium von 113 auf 50 Euro senkt, bezahlt man auf den evangelischen Friedhöfen in der Hardt und in Reusrath ab 2017 260 Euro beziehungsweise 440 Euro“, sagt Müller. „Die Preise stehen in keinem Verhältnis. Das kann doch niemand mehr bezahlen“, kritisiert der Experte. „Bald haben wir nur noch anonyme Bestattungen.“ Da müsse sich die Evangelische Kirche doch mal überlegen, „ob sich so ein Friedhof nicht kaufmännischer bewirtschaften lässt“, sagt Müller und lenkt den Blick wieder auf Monheim. Dort habe man die Pflegearbeiten privatisiert, spare Kosten ein und könne günstiger werden.

Das Gegenteil sei auf den evangelischen Friedhöfen in Langenfeld der Fall. Die Erdbestattung in einem Reihengrab steigt in Reusrath auf 2180 Euro (bisher 1235 Euro). Gibt man die Pflege des Reihengrabes dauerhaft ab, klettern die Kosten von 4725 auf 6030 Euro in der Hardt und von 5330 Euro in Reusrath auf 6390 Euro. Allein für das Ausheben eines Grabes nimmt die evangelische Kirchengemeinde mittlerweile 1410 Euro, die katholische im Vergleich 600 Euro. Darüber hinaus seien die Liegezeiten in der Hardt und in Reusrath von 20 und 25 Jahren auf 15 verkürzt worden.

Immer häufiger werden Menschen, die in Langenfeld sterben, im Taunus anonym begraben, sagt Müller. „Wir haben da eine Kooperation. Die Bestattung kostet zwischen 1700 und 1800 Euro.“ In Langenfeld und Umgebung sei das für den Preis nicht zu realisieren. Vielen Menschen, die im Pflegeheim sterben und für ihre Beerdigung nicht vorgesorgt haben, hätten nicht mehr als die vom Sozialamt genehmigten 2600 Euro auf dem Sparkonto. Das reiche oft nicht für die gewünschte letzte Ruhestätte.

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