Flut gefährdet Deich und Ruderer

Der Rhein tritt über die Ufer — das spüren vor allem Feuerwehr und DLRG. Der Hochwasserschutz ist vielerorts im Einsatz.

Monheim. Ein Tankschiff gleitet — trotz Fahrverbots — vorüber und da, wo man eben noch trockenen Fußes die Treppen zur DLRG-Wacht hätte hochgehen können, rollen jetzt Wellen über das Pflaster. Das Rheinufer grenzt nun direkt an die Schranke zum Campingplatz Rheinblick. Der Stellplatz liegt längst unterm Wasserspiegel, nur Boje und Ausguck der DLRG markieren, wo das Flussbett eigentlich verläuft. Karsten Janiszewski, Leiter Einsatz beim Ortsverein Monheim der DLRG, kontrolliert noch einmal die Lage an der Wacht.

Flut gefährdet Deich und Ruderer
Foto: Matzerath

Am Sonntag hatte das Wasserrettungsteam seine Fahrzeug auf das Gelände des Arbeiter-Samariter-Bundes transportiert, um besser auf sie zurückgreifen zu können. Denn der Urdenbacher Weg führt am Ortsausgang Baumberg durch eine Senke, die bei Hochwasser vollläuft. Gestern Mittag stand sie bereits unter Wasser, wobei aus dem Wald fortwährend weiteres nachströmte. Janiszewski zieht kurzerhand Schuhe und Strümpfe aus, um die Sperrkegel beiseite zu räumen. Der Kölner Pegel zeigt zu diesem Zeitpunkt 8,76 Meter an. „Für unsere Wache sehe ich aber keine Problem“, sagt der Wasserretter. Allerdings sind die Ausrüstungsgegenstände im Kellergeschoss nur durch Zaunelemente gesichert.

Rainer Fester, in der Stadtverwaltung für den Hochwasserschutz zuständig, gleicht in den letzten Tagen regelmäßig die Angaben auf seiner Hochwasser-App mit dem Bild vor Ort ab. „In Köln zeigt der Pfeil noch nach oben, während er stromaufwärts schon waagerecht liegt“, sagt er. Am Wochenende habe das Hochwasser unzählige Schaulustige ans vorgerückte Rheinufer angezogen. Er habe immer wieder einige Menschen zurückpfeifen müssen, die die Absperrungen umgingen. „Das kann den aufgeweichten Deich schädigen.“ Auch der alte Deich ist gesperrt. Nicht nur, weil das gut 55 Jahre alte Bauwerk unter dem Wasserdruck brechen könnte. Es dient auch den Wildtieren als Rückzugsraum vor der Flut.

Heiner Müller-Krumbhaar interessiert vor allem, wie der Schiffsanleger mit den neuen Strömungsverhältnissen zurechtkommt. „Der Mittelponton ist jetzt aufgeschwommen“, sagt er. Er habe am Wochenende viele Ruderer und Kanuten beobachtet, die nicht nur die schiffsverkehrsbefreite Wasserstraße, sondern auch die überfluteten Rheinwiesen für eine Paddeltour nutzten.

„Also bei uns herrscht Ruderverbot“, sagt Petra Bremer vom Ruderverein Monheim. Die Strömung und das Treibgut seien sehr gefährlich. „Von einem Baumstamm kann ein Boot zum Kentern gebracht und die Insassen erschlagen werden“, sagt sie.

Nicht einmal Feuerwehrchef Torsten Schlender schickt seine Mannen aus nichtigen Gründen aufs Wasser. Als gestern eine Person gemeldet wurde, die ins Wasser gefallen ist, ließ er zwar die Bootsbesatzung zum Anleger ausrücken. „Dann aber wurde gemeldet, dass die Feuerwehr Köln die Person bereits geborgen hat“, sagt er. Das Team zog erleichtert ab: „Bei diesen Pegelständen muss nur ein Stück Holz den Antrieb treffen und das Schiff treibt manövrierunfähig auf dem Wasser. Das ist lebensgefährlich.“

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