Filmdreh: Chaconne tanzt durch Hilden

Der Regisseur Hugo Niebeling will das Stück von Bach verfilmen – möglicherweise in der Reformationskirche.

Hilden. Und action! Möglicherweise wird diese Anweisung des Regisseurs demnächst in Hilden zu hören sein. Das ist zwar noch nicht so sicher wie das Amen in der Kirche, aber "die Reformationskirche ist eine echte Alternative". Das sagt Hugo Niebeling (78), einer der renommiertesten deutschen Filmemacher. Für sein neuestes Projekt ist zwar der Altenberger Dom die erste Wahl, aber auch der romanische Kirchenbau am Alten Markt passt gut in das Konzept des Hildeners.

In Anlehnung an seinen großen Publikumserfolg, die Verfilmung der Johannes-Passion, widmet sich der gebürtige Düsseldorfer dabei erneut einem Werk von Johann Sebastian Bach: die Chaconne aus der Partita für Violine solo, d-moll. Das Werk entstand zwischen 1717 und 1723 und soll in Erinnerung an die verstorbene erste Frau des Komponisten, Maria Barbara Bach, entstanden sein. Das Werk gilt als schwierigstes Stück für Solo-Violine.

Als Kulisse würde die Reformationskirche zum Werk passen. Sie ist zwar 500 Jahre älter, als romanische Emporen-Basilika gilt sie aber ebenfalls als richtungsweisendes Bauwerk. Und auf das Zusammenspiel von Musik und Architektur kommt es Niebeling an. "Ich will versuchen, die Gedanken der alten Zeiten lebendig zu machen", sagt er. Seine Chaconne sei zwar im weitesten Sinne ein Musikfilm, aber vor allem soll sich "die Musik in der Architektur spiegeln".

Das Genre des Films zu beschreiben, fällt selbst Niebeling schwer. Er hat keine Spielhandlung, soll ein "Dialog zwischen Architektur und Musik" sein. Es wird Tanzszenen geben, und der Musiker wird bei seinem Gang durch das Kirchenschiff immer wieder Skulpturen und Figuren begegnen. Dafür könnte sogar der Heilige Jacobus den Weg von seinem jetzigen Domizil zurück in das Gotteshaus finden, das bei seiner Entstehung zunächst ihm geweiht war.

Selbst das Fabry-Denkmal auf dem Alten Markt könnte der Filmemacher in die Einleitung seines etwa 25 Minuten langes Werk integrieren: Die Chaconne ist 15 Minuten lang, die restliche Zeit wäre ein Streifzug durch den historischen Stadtkern. "Würde der Film in Hilden gedreht, wäre das vermutlich der erste Film, der die historischen Aspekte der Stadt aufzeigt", sagt Niebeling.

Doch so weit ist der Regisseur noch nicht: "Das Projekt ist in diesem Jahr wohl nicht mehr zu realisieren." Die als Drehzeit geplanten sieben Tage sind dabei nicht das Problem. Hinzu kämen rund anderthalb Monate für Drehbuch und Motivsuche. Zweieinhalb Monate sind dann noch für den Schnitt angesetzt. Aber das kann Niebeling erst in Angriff nehmen, wenn die Finanzierung steht. Filmstiftungen, Fernsehsender und weitere Partner kämen dafür in Frage. Und auch die wichtigste Person des Films, den Musiker, hat Niebeling noch nicht gefunden. Allerdings hat er schon erste Gespräche mit einem Violinisten geführt, der dieser Herausforderung gewachsen wäre: Christian Tetzlaff, laut New York Times "einer der brillantesten Künstler der neuen Generation".

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