Filialwechsel der Post verärgert immer mehr Baumberger

Mit dem Filialwechsel verschwand auch der Geldautomat. Seitdem fehlt schon mal Bares.

Baumberg. "Wenn ich gewusst hätte, was alles auf mich und meine Mitarbeiterinnen zukommt, weiß ich nicht, ob ich mich noch mal so entschieden hätte." Claudia Muth, die Inhaberin des gleichnamigen Lotto/Toto-Geschäfts am Holzweg/Ecke Geschwister-Scholl-Straße in Baumberg, ist frustriert - "auch wenn ich inzwischen ein dickes Fell bekommen habe".

Seit dem 1. April können die Kunden bei Muth nicht nur ihre Tippscheine abgeben, sondern auch den Service einer Post-Filiale in Anspruch nehmen. Aus "wirtschaftlichen Gründen" hat der "Gelbe Riese" seine eigene Zweigstelle in dem kleinen Geschäftscenter nämlich geschlossen und seine Dienste nur wenige Schritte weiter in die Hände von Claudia Muth übergeben. Alles unter einem Dach: Am Samstagmorgen schnell noch Lotto spielen, die Zeitung kaufen, nebenan einen Brief aufgeben und fürs Wochenende Geld am Automaten ziehen - Baumberger Herz, was willst du mehr?

Doch genau an dieser Vielfalt hapert es. So ist das Lottogeschäft nicht nur regelmäßig mit paketbeladenen Postkunden voll, sondern auch zunehmend mit meckernden Stammkunden, die sich nur mühsam den Weg zur Ladentheke bahnen. "Ich habe deswegen schon Stammkundschaft verloren", klagt Claudia Muth.

Für das stärkste Stück aber, das ihr und die Baumberger die Zornesröte ins Gesicht treibt, sorgt der nicht mehr vorhandene Geldautomat. Anfangs gab es ja noch einen. Der spuckte zwar nur Geld bis zu einer bestimmten Höhe aus, aber immerhin. Größere Beträge gab’s dann am Schalter. "Den haben sie inzwischen aber auch abmontiert", so Muth. Automatisch geht also nichts mehr.

"Nach Ladenschluss steht man wie ein begossener Pudel da. Ich werde umgehend die Bank wechseln", sagt eine Kundin (66). "Zumal am Schalter auch schon mal das Bargeld ausgegangen ist." Ein junger Mann (22) schüttelt ebenfalls den Kopf: "Am vergangenen Sonntag benötigte ich dringend Geld. Doch weit und breit kein Automat zu sehen. Ich war also gezwungen, mich eines Automaten meiner Konkurrenzbank zu bedienen. Und das kostete nicht nur Zeit, sondern auch noch ärgerliche Gebühren. Ich frage die Postbank: Wo bleibt da die Kundenfreundlichkeit?"

Böse erwischte es auch einen 40-jährigen Häuslebauer, der an einem Samstagnachmittag einen Handwerker bezahlen wollte. "Der Geldautomat war abmontiert, das Geschäft geschlossen. Blieb mir noch die Postbank in Monheim. Aber wer bezahlt mir die Kilometer, die ich zwangsläufig fahren musste?"

"Letztendlich werden wir für alles verantwortlich gemacht", schimpft Claudia Muth. "Meine Damen und ich kommen uns manchmal wie Fußabtreter vor. Dabei können wir nicht mehr als arbeiten. Außerdem bekomme ich von der Postbank nur eine bestimmte Geldmenge, die ich auch noch lediglich zu fixen Terminen in der Woche bestellen kann." Mit der Folge, dass es zum Beispiele um den 1. Mai herum eng wurde. Mancher Kunde bat am Schalter vergeblich um Geld - es war keins mehr da.

Bei Post und Postbank ist das Problem bekannt. "Wir wissen um dieses Ärgernis", sagt Post-Pressesprecher Achim Gahr. "Der Automat steht gewissermaßen auch in den Startlöchern. Aber um ihn zu installieren, benötigen wir das Einverständnis der Eigentümergemeinschaft, denen der Komplex gehört." Doch genau das fehlt bisher.

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