Feuerwehr und Rotes Kreuz werben um Migranten

Beide Hilfsorganisationen leiden unter Mangel an Nachwuchs.

Feuerwehr und Rotes Kreuz werben um Migranten
Foto: Ralph Matzerath

Das Ehrenamt verliert an Zulauf. Umso wichtiger wird es, Gruppen anzusprechen, die bisher eher selten Ehrenämter übernommen haben. Im Falle von Menschen mit Migrationshintergrund kann es zugleich ein praktisches Mittel zur Integration sein. Daher werben die Feuerwehr Monheim und die Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) vermehrt um Menschen mit Migrationshintergrund.

Sowohl bei der Feuerwehr (siehe Infobox) als auch beim DRK Monheim kennt man die demografischen Probleme. „Alle, die sich im Katastrophenschutz engagieren, sind Mitte 40 oder älter“, sagt Clemens Schwarz, Vorsitzender des Ortsvereins. In der Anwerbung von Migranten sieht er gleichzeitig die Chance zur Integration: „Wenn sich jeder engagiert, egal, aus welcher Kultur er kommt, dann schwinden auch Berührungsängste.“

Solche Berührungsängste können auch gegenüber der Feuerwehr als Institution bestehen. „Ein türkischstämmiger Kollege hat uns erklärt, in der Türkei gebe es keine Freiwillige Feuerwehr“, sagt Feuerwehrchef Hartmut Baur. Allein die Vorstellung sei daher für Menschen aus der Türkei fremd. Feuerwehr und DRK traten daher über die türkische und über die marokkanische Moscheegemeinde an die Muslime heran.

Said Talbi, Mitglied im Vorstand des Vereins „Islamische Gemeinde in Monheim und Umgebung“, hat mit Erwachsenen und Kindern der marokkanischen Gemeinde die Feuerwehr besucht. Bis dahin sei die Feuerwehr von den Gemeindemitgliedern „mehr wie eine Art ,Familienunternehmen‘ gesehen“ worden, „als eine Gemeinschaft für sich“. Die Führung habe „das Bild der Feuerwehr verändert“.

„Auf jeden Fall wirkt die Informationsarbeit von Feuerwehr und DRK sehr gut“, sagt auch Aysel Bayrak, Leiterin der Frauengruppe in der DITIB-Moschee Monheim: „Unsere Frauen waren begeistert von der Veranstaltung ,Erste Hilfe für Babys und Kleinkinder‘ in der Moschee.“ Sie lobt auch die Austauschtreffen im Rathaus, bei denen die Frauen Einrichtungen wie das Ehrenamt kennengelernt habe, die es in der Türkei nicht gebe.

Für die Nachwuchsorganisationen haben die Jugendfeuerwehr und das JRK bereits fünf beziehungsweise zwei Jugendliche aus Migrantenfamilien gewinnen. Die beiden türkischen Mädchen beim JRK bilden mit ihren vier deutschen Altersgenossinnen ein Team. Eines dieser Mädchen ist Afra-Nur Tolun. Die 16-Jährige ist seit Mitte 2014 beim JRK. Auf Anregung einer Freundin ihrer Mutter besuchte sie den Tag der offenen Tür beim DRK. „Ich interessiere mich sehr für Medizin und engagiere mich gern sozial.“ Mit den fünf anderen Mädchen verstehe sie sich sehr gut: „Wenn wir in der Gruppe zusammenarbeiten, sind die kulturellen Unterschiede weg, und wir sind alle ein Team.“

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