Family Care: Ein "internationaler Pflegedienst"

Die Monheimerin Fatma Uzun und ihr Team pflegen vor allem Menschen, die ausländische Wurzeln haben. Die größte Gruppe stammt aus der Türkei.

Monheim. Fatih Akgül (Name geändert) lebt seit 40 Jahren in Deutschland. Er ist allein. Seine Frau ist gestorben, seine Familie zurück in die Türkei gezogen. Der einstige Gastarbeiter aber blieb. Deutschland ist sein Zuhause geworden, in Monheim hat er sein soziales Zentrum, nicht in der Türkei. Deswegen will er hier alt werden. Doch ohne Familie, die ihn pflegt, geht das nicht.

„Alleine kam er nicht mehr klar. Deswegen mussten wir ihm sagen, Sie müssen in ein Altenheim.“ Geschichten wie diese kann Fatma Uzun viele erzählen. Die gelernte Krankenschwester und examinierte Pflegedienstleiterin hat vor fünf Jahren den ambulanten Pflegedienst Family Care gegründet. Ihre Kunden sind größtenteils Migranten — vor allem aus der Türkei.

Fatma Uzun ist Monheimerin. Der Sitz ihrer Firma ist zwar in Langenfeld direkt neben der Moschee der türkischen Gemeinde an der Industriestraße. 80 Prozent der Menschen, die sie und ihre Mitarbeiter pflegen, leben allerdings in Monheim.

Lange waren Pflegedienste und Altenheime kein Thema für Migranten, so Uzun. In den Großfamilien fand sich immer jemand, der die alten Großeltern oder Eltern bis zu ihrem Tode pflegen konnte. Doch die Familien werden mit den gesellschaftlichen Ansprüchen immer kleiner.

„Alle müssen arbeiten gehen, die Kinder wollen studieren und Karriere machen. Die Mutter, die zu Hause ist und sich um die Kinder und dann später um die alten Eltern kümmern kann, gibt es auch bei uns fast nicht mehr“, sagt Uzun. Auch sie ist in der Türkei geboren und, wie sie sagt, sehr verankert mit ihrer Kultur.

„Wir haben zurzeit keine Bewohner mit Migrationshintergrund“, sagt Ulrike Nehrke, Leiterin des Altenheims der Bergischen Diakonie an der Kirchstraße. In den anderen Monheimer Einrichtungen sieht es nicht anders aus.

Das ist auch nicht verwunderlich sagt Hans-Peter Anstatt, Leiter des Integrationsbüros. „Viele Einrichtungen sind in christlicher Trägerschaft“, so Anstatt. „Die müssen dann natürlich auch darauf vorbereitet sein, wenn ein Moslem einzieht, der fünf Mal am Tag in einem stillen Raum beten möchte oder kein Schweinefleisch essen darf.“

Fatma Uzun bemüht sich bei ihren Besuchen, den Klienten die Angst vorm Altenheim zu nehmen und auch den Familien die Vorteile schmackhaft zu machen. „Natürlich ist es unser Ziel, die Menschen so lange es geht zu Hause zu pflegen. Aber wenn wir merken, dass sie in einer Einrichtung besser aufgehoben wären, dann versuchen wir, ihnen und ihren Familien das zu erklären.“

Der Beruf der Altenpflegerin ist und bleibt trotz allem ihr Traumberuf. „Es ist ein sehr intimer Job und hat auch nicht das Ansehen, welches er verdient. Trotzdem hat man viele schöne Momente“, sagt Uzun. Das will sie nun ihren Pflegeschülern vermitteln, denn seit kurzem darf sie offiziell ausbilden. „Zwei Schüler haben wir schon für dieses Jahr“, sagt Fatma Uzun und lächelt.

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