Fahrschule am Simulator im Trend

Baustellen, verstopfte Straßen: Das ist kein Umfeld für erste Fahrstunden. Deswegen arbeiten Fahrschulen immer öfter mit virtuell erzeugten Situationen. Der Schüler sitzt dann zwar hinterm Lenkrad, aber stressfrei vor dem Monitor.

Fahrschule am Simulator im Trend
Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld/Monheim. „Stressvermeidung für alle“. Mit diesen Worten bringt die Monheimer Fahrschulleiterin Petra Bremer den Nutzen ihrer rund 17000 Euro teuren Neu-Anschaffung auf den Punkt. Ein Fahrsimulator mit drei großen Bildschirmen, in dem sich ihre Schützlinge mit den Abläufen während der Autofahrt praktisch vertraut machen können. Gemeint ist damit vor allem das Spiel mit Kupplung, Schaltung, Gas und Bremse.

Gestartet wird nur, wenn der Gurt angelegt ist. Nebenbei erfasst eine Kamera des Simulators, ob der Fahrschüler auch die Spiegel- und Schulterblicke beachtet. „Wir entlasten die durch Baustellen ohnehin verstopften Straßen und die übrigen Autofahrer“, erklärt Bremer. Die letzte Entscheidung, diese Investition zu tätigen, fiel im Sommer, als der Verkehr in Langenfeld und Monheim durch Baustellen über Wochen erheblich erschwert wurde.

Jasmin Grafweg, Fahrlehrerin

Die Fahrlehrer konnten in diesen Wochen auch wegen der Bauarbeiten am Monberg oder am Schützenplatz kaum die klassischen Übungsorte für Fahranfänger erreichen. „Die Neulinge brauchen in den ersten Stunden etwas Freiraum, eine Art Pufferzone“, so die Fachfrau, die seit 2001 rund 140 Anfänger pro Jahr schult. „Wenn die übrigen Verkehrsteilnehmer erkennbar drängen, hilft mein ,Kümmert Euch nicht darum’ wenig.“

Die Simulatoren sind im Vormarsch. Holger Lück, Fachberater beim Lieferanten, berichtet von 550 Exemplaren, die seine Firma inzwischen installiert hat. „Die Ansagen des Computers entsprechen der Praxis, das heißt, der Schüler hört im Simulator exakt die gleichen Formulierungen wie vom Fahrlehrer“, so Lück.

Allerding ist der Simulator toleranter als der Fahrlehrer, der in der Wirklichkeit eingreifen würde, wenn der Schüler den Bordstein touchiert oder falsch abbiegt. Im Gegensatz zum richtigen Leben kann der Vorgang wiederholt werden. Den Schülern bei Bremer steht frei, ob sie mit (preiswerteren) Simulator-Stunden beginnen, bei denen sie sich weitgehend alleine überlassen bleiben. Ab der siebten Stunde geht es auf jeden Fall auf die Straße.

Bereits seit März 2015 gehört in der Fahrschule Grafweg an der Langenfelder Hauptstraße der Simulator zu den Ausbildungsvarianten. „Die Investition hat sich gelohnt, die Möglichkeit, wird sehr gut angenommen“, lobt Jasmin Grafweg die Möglichkeit, Theorie und Praxis auf diese Weise zu verzahnen. „Die Motorik in der ersten echten Fahrstunde ist deutlich besser, wenn im Simulator die Grundtechniken trainiert wurden, die Nervosität ist weg“, so die Fahrlehrerin.

Ein anderer Vorteil, es können viele Situationen erlebt werden, die nicht auf Kommando während der realen Fahrt abgerufen werden können: Regen, Nebel, Schnee, eine ausgefallene Ampel, ein blinkender Schulbus, Verkehrsregelung durch die Polizei. „Wir setzen den Simulator auch bei Senioren oder anderen Menschen ein, die lange nicht mehr gefahren sind. Für Nachschulungen oder zum Auffrischen der Kenntnisse ist das ideal“, so Grafweg

Petra Bremer in Monheim hat zudem noch andere Testmöglichkeiten entdeckt. „Mit Rauschbrille die praktischen Folgen von Alkoholkonsum zeigen, oder die Ablenkung durch Navi- oder Handynutzung während der Fahrt könnten wir nicht in der Wirklichkeit demonstrieren“. Der Fahrsimulator ist deswegen ideal.

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