Langenfeld Eltern sollen Kita-Bedarf mitbestimmen

Langenfeld. · Interview Langenfelder Referat Kindertageseinrichtungen fragt den Bedarf ab. Stadt hält im neuen Kita-Jahr 27 Einrichtungen vor. Eltern sollen bereits in den Sommerferien Meinung abgeben.

 Ulrich Moenen versteht die Nachfrage nach flexibleren Zeiten.

Ulrich Moenen versteht die Nachfrage nach flexibleren Zeiten.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Stadt Langenfeld plant, den Betreuungsbedarf der Eltern in den Kitas der Stadt abzufragen. Die Politiker im Jugendhilfeausschuss hatten dies Ende Februar auf Antrag der Grünen und der CDU einstimmig beschlossen, weil es eine Nachfrage nach verlängerten Öffnungszeiten gebe. Fachbereichsleiter Ulrich Moenen berichtet über das Prozedere.

Herr Moenen, wie und wo wurden ihre eigenen Kinder bis zur Schule betreut?

Ulrich Moenen: Ich habe eine Tochter. Die ist jetzt 36 Jahre alt. Als kleines Mädchen ging sie in Bergisch Gladbach jeden Wochentag vormittags von 8 bis 12 Uhr und nach der Mittagspause, die sie zu Hause verbrachte, von 14 bis 16 Uhr in den Kindergarten. Damals hat meine Frau nicht gearbeitet. Als sie 1986 eine berufliche Fortbildung begann, wurde es für uns schwieriger. Unser Kind bekam dann zum Glück aber einen Platz von 8 bis 16 Uhr.

Das hat sich ja gut ergeben.

Moenen: Mit dem Übergang in die Schule wurde es aber problematisch. In Bergisch Gladbach gab es kaum Hortplätze, so dass einige Väter und Mütter eine Elterninitiative gegründet haben, damit die Kinder versorgt werden konnten.

Sie lassen jetzt den Bedarf in Langenfeld für die Kita-Betreuungszeiten abfragen. Wer macht das?

Moenen: Die Mitarbeiter im Referat Kindertageseinrichtungen, Schule und Sport übernehmen diese Aufgabe. Wir sind gerade dabei zu überlegen, was wir alles erfassen wollen. Beispielsweise, ob berufstätige Eltern auch am Wochenende eine Betreuung benötigen. Wir müssen prüfen, wie wir die Zeiten verteilen. Wir fragen dabei nach, ob auch Angebote auf Zuruf notwendig sind, beispielsweise, wenn jemand vom Arbeitgeber kurzfristig eingesetzt wird. Alle städtischen Kitas sind aktuell von 7 bis 17 Uhr geöffnet. Wir sind die einzige Kommune im Umkreis, die das meines Wissens bisher anbietet. Anfang 2000 hat die Kita Götscher Weg sogar schon angeboten, bis 20 Uhr offen zu halten. Damals gab es dafür aber keinen Bedarf. Deshalb bot diese Kita eine Betreuung bis 18 Uhr an. Auch diese längere Öffnung wurde vor vier Jahren wieder zurückgenommen, weil sie nicht nachgefragt wurde.

Fragen Sie nur bei den städtischen Kindertagesstätten ab?

Moenen: Nein. wir fragen alle Einrichtungen. Ab dem neuen Kita-Jahr halten wir in Langenfeld 27 Einrichtungen vor. Davon sind zwölf städtische Kitas, und 15 Kitas werden von anderen Trägern wie den Kirchen oder der Arbeiterwohlfahrt geführt.

Bis wann sollen die Ergebnisse vorliegen?

Moenen: Nach den Sommerferien schreiben wir alle Eltern an. Zum Jahresende sollen die Ergebnisse vorliegen.

Welche Auswirkungen wird das haben?

Moenen: In Absprache mit dem Jugendhilfeausschuss werden wir versuchen, die Elternwünsche, die gewollt und realisierbar sind, umzusetzen. Es wird aber sicher kein flächendeckendes Angebot in allen Kitas beispielsweise in den Abendstunden oder am Wochenende geben können. Wahrscheinlich wird eine Kita in der Stadt dafür zur Verfügung stehen.

Sind die Eltern mit den bisherigen Betreuungszeiten unzufrieden? Gibt es darüber Rückmeldungen?

Moenen: Es gibt sowohl in den Kitas als auch in der Verwaltung vereinzelt Nachfragen nach Betreuung über die Öffnungszeiten hinaus. Diese kommen überwiegend von Eltern, die im Gesundheitsbereich tätig sind, und die im Schicht oder Wochenenddienst arbeiten. Bisher haben wir deren Kinder für diese Randzeitenbetreuung in Tagespflegestellen vermittelt.

Wie viele Eltern der Kindergartenkinder sind berufstätig. Gibt es dazu Zahlen?

Moenen: Bei den Tagesplätzen mit einer 45-Stunden-Betreuung gehen in der Regel beide Eltern einer Beschäftigung nach. Dies sind alleine schon 53 Prozent aller Familien. Von den Betreuungsplätzen mit einer 35-Stunden-Betreuung muss auch ein gewisser Anteil hinzugerechnet werden, so dass der Anteil berufstätiger Eltern mindestens 75 Prozent ausmacht.

Es wird immer ein bisschen unterstellt, Eltern wollen ihre Kinder 40 Stunden oder länger abgeben. Oft ist es aber so, dass sie einfach flexiblere Zeiten brauchen, als sie in städtischen Kitas angeboten werden. Dass sie nach einem vorher festgelegten Schema mal um 14 Uhr kommen können oder nach langen Arbeitstagen erst um 19 Uhr. Wie wollen Sie darauf reagieren?

Moenen: Ich kann die Eltern aufgrund der stetigen Flexibilisierung der Arbeitswelt verstehen. Solche Angebote lassen sich aber wegen der Struktur in den Tagesstätten und vom pädagogischen Ablauf her nicht so einfach umsetzen. Auch hier gilt es nach Lösungen zu suchen.

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