Erdogan-Bild sorgt für Zündstoff

Der Kunstverein stellt derzeit ein pikantes Bild des türkischen Präsidenten aus — ohne Rücksprache mit Bürgermeister Frank Schneider.

Erdogan-Bild sorgt für Zündstoff
Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. So viel ist sicher: Mit seiner gerade eröffneten Thomas-Baumgärtel-Ausstellung hat der Kunstverein Langenfeld (KVL) nicht nur bundesweit auf sich aufmerksam gemacht. Unter den Werken des als Bananensprayer bekanntgewordenen Künstlers wird erstmals ein Bild öffentlich zur Schau gestellt, das den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in gebückter Haltung mit einer Banane in seinem Hinterteil zeigt. Die Veröffentlichung hat insbesondere in den sozialen Medien heftige Reaktionen ausgelöst, bei denen die Meinungen über die Grenzen künstlerischer Freiheit und guten Geschmacks weit auseinandergehen. Nach KVL-Kuratorin Beate Domdey-Fehlau geht die Freiheit der Kunst „über alles“. Ihr mache Angst, „dass Künstler Angst haben müssen“.

Überhaupt nicht erfreut über die Präsentation des Erdogan beleidigenden Bildes in Langenfeld ist Bürgermeister Frank Schneider. „Natürlich darf und soll Kunst provozieren. Aber in heiklen Bereichen wie dem auf Regierungsebene zuletzt angespannten Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei muss man nicht noch Öl ins Feuer gießen“, sagt das Stadtoberhaupt. Bei der Vernissage am Wochenende hatte sich Frank Schneider vertreten lassen, so dass er erst im Anschluss von dem brisanten Bild erfuhr. Als privater Verein dürfe der Langenfelder Kunstverein zwar selbst entscheiden, was er im städtischen Kulturzentrum ausstellt, sagte Schneider. „Aber bei so einer brisanten Sache wäre eine Information an den Bürgermeister vorab mehr als angebracht gewesen.“ Auch die Polizei sei „nicht besonders erfreut gewesen“, dass sie aus dem Rathaus so erst am Dienstag entsprechende Sicherheitshinweise bekommen habe.

Yasar Palamir, Vorsitzender der Islamisch-Türkischen Kulturgemeinde in Langenfeld, mochte sich auf Anfrage zu dem Erdogan-Bild nicht äußern. Palamir ist Schneiders erster Ansprechpartner beim Versuch, die türkischstämmigen Langenfelder besser zu integrieren. „Zurzeit entwickeln wir Projekte, um Probleme von Jugendlichen aufzugreifen oder türkischstämmige Senioren fürs Ehrenamt zu begeistern“, sagt Schneider. In Zusammenarbeit mit dem Langenfelder Moscheeverein arbeite die Stadtverwaltung an einem guten gegenseitigen Verständnis.

Juliane Kreutzmann, Leiterin der Volkshochschule und des städtischen Kulturbüros, organisiert seit Jahren gemeinsame Aktivitäten von deutschen und türkischstämmigen Langenfelderinnen. Kritik am KVL, wollte sie wegen des Erdogan-Bilds nicht aussprechen. „Die Organisatoren werden sich ja etwas dabei gedacht haben. Und Politiker müssen Provokationen durch Künstler oder etwa beim Düsseldorfer Rosenmontagszug durch die Wagen von Jacques Tilly auch aushalten.“ Allerdings hält es Kreutzmann für einen ungünstigen Zeitpunkt, das Erdogan-Bild jetzt öffentlich zu zeigen, nachdem sich die Aufregung um Jan Böhmermanns Schmähkritik gerade einigermaßen gelegt habe. „Persönlich halte ich das Bild auch nicht für geschmackvoll, würde es mir jedenfalls nicht ins Wohnzimmer hängen.“ Beate Domdey-Fehlau ließ gestern Anfragen, sich zu der Kritik zu äußern, unbeantwortet.

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