Eine alte Dame erzählt: Als ihre Welt unterging

Die gebürtige Monheimerin Maria Schöne erzählt vom schlimmsten Tag ihres Lebens: Am 21. Februar 1945 wurde bei einem Bombenangriff ihre Familie getötet.

Monheim. Der 21. Februar 1945 hat sich bei Maria Schöne ins Gedächtnis eingebrannt. An diesem Tag erlebte Monheim den schlimmsten Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs. Der Großteil der Stadt wurde zerstört, 73 Menschen getötet. Maria Schöne verlor in der Nacht der Angriffe fast ihre gesamte Familie — und damit auch ihr Zuhause in Monheim. „Ich habe die Stadt damals nicht mehr wiedererkannt“, sagt die heute fast 90-Jährige und ihr Blick wird nachdenklich.

Als Maria Schöne 1921 in Monheim geboren wird, ist der Schrecken des Krieges noch ganz weit weg. Zusammen mit ihren Eltern und den Geschwistern Irmgard, Christel und Paul wächst Maria Schöne in einem Haus an der Poststraße auf. Es ist eine idyllische Kindheit, die sie dort verlebt. „Wir sind viel durch Monheim spazieren gegangen. Wir haben uns die Geschäfte angesehen und vorgestellt, welche Sachen wir gerne kaufen würden“, erzählt Maria Schöne.

Neben dem Bummeln in der Stadt gehören auch die obligatorischen Sonntagsspaziergänge am Rhein zu Schönes Kindheit. „Jeden Sonntag waren wir da spazieren. Wir sind dann immer schön stramm hinter Vater und Mutter hergelaufen“, sagt sie.

So harmonisch sich das Leben während der 20er-Jahre in Monheim gestaltet, mit Beginn der Nazi-Zeit hält der Terror auch hier Einzug. Schöne hat das selbst erlebt: „Damals gab es in Monheim den Pfarrer Boehm. Der hat Widerstand gegen die Nazis geleistet. Dann war er von einem Tag auf den anderen plötzlich weg und ist nie wieder gekommen.“ Franz Boehm wird im August 1944 in das Konzentrationslager Dachau gebracht, ein halbes Jahr später stirbt er dort.

Als in Monheim 1945 die Bomben vom Himmel fallen, ist Maria Schöne schon nicht in der Stadt. 1939 beginnt sie ihr Pflichtjahr als Hausangestellte und Kindermädchen bei einer Familie in Düsseldorf. Von da aus wechselt sie zu einer Familie nach Berlin. Als die Bombenangriffe in der Hauptstadt gegen Ende des Krieges immer heftiger werden, zieht Schöne gemeinsam mit der Berliner Familie nach Göttingen, um dort Schutz zu suchen.

Ende März erreicht sie hier ein Telegramm, es enthält die Nachricht über den Tod ihrer Familie. „Meine Schwester war damals hochschwanger. Und als ich das Telegramm erhielt, habe ich es jubelnd aufgemacht, weil ich dachte, dass darin stehen würde, dass meine Schwester ihr Kind bekommen hat“, erinnert sie sich. Die Schock über den Tod ihrer Familie war für Maria Schöne daher umso größer. Und der Vater war im Krieg.

Nach Kriegsende, im Juni 1945, macht sie sich auf den Weg in ihre alte Heimat. „Unser Haus war komplett zerstört“, sagt Schöne. Sie kehrt Monheim den Rücken, heiratet, bekommt Kinder und zieht mit ihrem Mann nach Siegen, wo sie heute noch immer lebt.

Vor 30 Jahren beginnt sie, wieder regelmäßig nach Monheim zu fahren — bis heute hat sie sich diese Reisen bewahrt. „Monheim ist meine Heimat. Und das wird diese Stadt auch immer bleiben“, sagt Maria Schöne. Auf ihrem Gesicht zeichnet sich dabei ein Lächeln ab.

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